Den Gedanken, die RYA Ausbildung zum Yachtmaster zu machen, hatte ich schon vor ziemlich langer Zeit. Im deutschen System habe ich es über die Jahre auch bis zum Sport Seeschiffer Schein gebracht. Ursprünglich meinte ich, dass der SBF-See ausreichend sei, denn ich wollte höchstens selbst irgend wo mal ein Boot chartern.
Die Ausbildung zum SKS nahm ich dann 2013 selbst in die Hände, fast 7 Jahre nach meinem offiziellen Einstieg in die Segelei. Eigentlich kann man mich ja als spätberufenen Bezeichnen, denn mit 18 oder 19 begann ich als Surfer am Gardasee und bin eher unwissend was ich da tue, aber mit viel Bauchgefühl immer mal wieder mit Bekannten zum Segeln gegangen. Aber jetzt suchte mir eine Schule in der ich die SKS-Theorie absolvieren konnte. Die Ausbildung begnügte sich damit, Navigationsaufgaben zu lösen. „Den Rest könnt ihr selber auswendig lernen …“ waren die Worte des Trainers. Besonders befriedigt hat mich das damals nicht. Mittlerweile bilde ich selbst aus und die Navigation hat immer noch einen hohen Stellenwert, aber Themen wie Seemannschaft, also Geschichten aus dem Leben oder Wetterkunde und auch Recht haben ihren Platz und gehören in den Fächerkanon.
Für die praktische Übung habe ich mir ein Unternehmen am IJsselmeer in den Niederlanden gesucht. Einer der Eigner des Bootes war aus Deutschland, der andere, ein Pensionär, aus den Niederlanden, der uns auch die ganze Woche vor Ort bereut hat. Das war schon ganz gut, denn beide waren Praktiker und ich konnte einiges an Neuem mitnehmen. Die Prüfung fand damals vor einem deutschen Prüfungsausschuss bei ziemlich widrigen Verhältnissen statt und wurde dann auch abgebrochen, weil wir Wind im Bereich von 30-40 Knoten hatten.
Aber genau da wird es doch interessant! Was ist denn, wenn ich als verantwortlicher Skipper mal in solche Verhältnisse komme? Wie lege ich bei 40 Knoten Wind sicher an? Welche Manöver funktionieren sicher? Gewiss, das muss man nicht in einer Prüfung lernen. Hier wurde die Saat gesät, denn ein Jahr später fand ich mich mit meinem Segelfreund Alex in Southampton am River Hamble bei „Die Yachtakademie“ und Bernd Reese ein. Wir hatten uns im Februar für ein Winter-Sturmtraining im Solent angemeldet.
Die oben erwähnte SKS-Prüfung wurde dann bei etwas besseren Verhältnissen wiederholt und alle Prüflinge haben letztendlich auch bestanden. Aber irgend wie hat mich das gewurmt, denn eigentlich wollte ich mir beweisen, dass ich es auch beim solchen Verhältnissen kann. Das wäre beim ersten „Versuch“ sicher für einige nach hinten los gegangenen und war natürlich u.A. ein Grund für den Abbruch der Prüfung.
Nachdem ich die Möglichkeit bekam für eine Segelschule Törns als Skipper zu fahren, war klar „Sobald du das für Geld und ein deutsches Unternehmen machst, benötigst du den SSS.“ So ähnlich hatte es mir Florian, der jetzige Leiter der Segelschule verkauft und ich fand mich statt auf einem Boot in einem SSS-Kurs wieder.
Verständlich, denn zum einen bildet man an Bord SKS-Anwärter aus und bewegt sich in Bereichen, in denen der SBF-See, bzw. SKS nicht mehr ausreicht. Besonders aus versicherungstechnischer und Haftungssicht kann es eigentlich gar nicht anders gehen.
Im Laufe meiner Segelei habe ich auch einige Skandinavier getroffen, die überhaupt keine „Scheine“ oder Befähigungsnachweise kennen. Wenn du da ein Boot chartern willst, dann fragt der Vercharterer ziemlich genau wo, wann und wieviel du bereits gesegelt bist. Mit welchen Yachten, mit welcher Crew, u.s.w. Den Rest versucht er über die Kaution abzufedern.
In südlichen Gefilden gibt es u.A. auch andere Herangehensweisen. Ich will jetzt nicht schlecht über z.B. die kroatischen Scheine sprechen, aber es gibt ja diese Horrorgeschichten, wo man „Skipper“ nach einer halben Stunde Üben im Hafen auf die Menschheit los und in die Bora enlässt.
Jedoch in Österreich, der Schweiz und auch Deutschland gibt es eine fundierte und je nach Ausbildungsbetrieb auch mehr oder weniger praxisgerechte und gute Ausbildung. Jedoch gilt hier, wie überhaupt, „manchmal trügt der Schein“. Denn die Ausbildung hat einen sehr starken Theoriefokus. Das ist jetzt erstmal nicht schlecht, aber am Ende des Tages bewegen wir uns alle auf dem Wasser und nicht auf einem Prüfungsbogen oder mit dem Bleistift auf der Seekarte.
Mit zunehmender Beschäftigung mit dem Thema habe ich natürlich auch vom britischen System der RYA (Royal Yachting Association) gehört. Damals fand ich in Deutschland genau zwei Anbieter, die im Solent (Isle of Wight) Praxistörns angeboten haben. Ein befreundeter Segellehrer riet mir von einem der beiden Unternehmen gleich ab, denn er und auch andere hätten dort schlechte Erfahrungen gemacht. Ich kann es nicht nachvollziehen, habe mich aber natürlich dann, wie oben schon erwähnt doch lieber bei Bernd Reese angemeldet und eine Woche im Solent absolviert. Nachtansteuerungen, Pilotage, Blind Navigation, An- und Ablegen bei starken Strom. Rettungsmanöver mit Motorunterstützung, die bei jedem Wetter und allen Verhältnissen funktionieren und vieles mehr. Allerdings hat Bernd mir auch ganz klar die Länge des Weges aufgezeigt. Denn um irgendwann einmal Yachtmaster zu sein, müssen wirklich viele Meilen gesegelt werden. Darauf werde ich noch intensiver eingehen.
Was ist jetzt da also anders oder sogar besser? Es gibt ein paar gute Artikel in Fachzeitschriften, die sich intensiv damit auseinander gesetzt haben. Aus heutiger Sicht kenn ich es in etwa so zusammenfassen:
Ja, es gibt bei der RYA eine theoretische Prüfung, wie bei uns, aber der Fokus liegt ganz klar auf der Praxis. Zum einen werden Gezeitenmeilen verlangt, zum anderen auch Nachtfahrten.
In einem Zeitschriftenbeitrag in der Yacht wurde es ähnlich zusammengefasst: Jemand mit SSS kann ohne großen Aufwand die RYA Theorieprüfung bestehen. Ein Yachtmaster Offshore wird nicht ohne Zusatzausbildung die deutsche SSS-Prüfung bestehen können.
In der Praxis sieht das ganze komplett anders aus, wer nicht intensiv im Gezeitenrevier und auch bei z.B. Kanal-Passagen oder direkt im Solent geübt hat, wird bei der praktischen Prüfung mit Pauken und Trompeten unter gehen.
Und zu guter letzt findet das Ganze ja auch noch in englischer Sprache mit englischen Prüfern statt. Pro Prüfling kann das schon mal zwischen acht und 16 Stunden dauern. Also eine ganz andere Art der Prüfung. Doch dazu später mehr.