Spätestens jetzt, also nach meinem Törn im Solent, der mir in Sachen Bootshandling wirklich sehr viel gebracht hat, begann ich regelmäßig englische Segel- und Bootsbauvideos auf Youtube zu konsumieren. Denn irgend wie wollte ich mir auch die Fachausdrücke aneignen. Über die Berufsjahre hinweg ist mein Schulenglisch, von einer „Schreibe“ langsam zu einer Sprache geworden. Die Sache mit der Schreibe ist eine Zeiterscheinung. Denn bereits bei meinen Kindern konnte ich feststellen, dass viel mehr auf Hörverstehen und Sprechen geachtet wurde als zu meiner Zeit.
Aber Segelvokabeln oder die Bezeichnungen aller Einzelteile eines Botes vom Kielbolzen bis zur Mastspitze kamen leider nirgendwo vor. Wir alle kennen vielleicht noch den ersten Moment aus dem Segelkurs, als plötzlich komische Begriffe und Redewendungen auf deutsch verwendet wurden … die sich aber wie eine andere Sprache anhörten? Jetzt beginnt das also nochmal, nur auf Englisch.
Dies soll als Vorrede und Hinführung zum Thema reichen, Kurz gesagt, das Projekt Yachtmaster begleitet mich nun schon viele Jahre und ich habe immer wieder ein Teil zum Puzzle hinzugefügt. Die konnte ich dann auch wunderbar an der Dokumentation meiner „Meilen“ für die Zulassung sehen. Gezeitenmeilen, Nachtfahrten, Passagen mit mehr als 60 sm und auch weiter als 60 sm vom Land entfernt.
Wenn ihr die genauen Kriterien wissen wollt, dann schaut auf den Seiten der RYA. (YM Coastal: 800 sm, min. 400 im Gezeitengewässer, YM Offshore 2500 sm, min. 1250 im Gezeitengewässer)
Da müssen auch die Ostsee-Segler mal raus ins Gezeitenrevier. Kurz gesagt, bei der RYA werden keine Scheine „abgehakt“ sondern das dauert eine ganze Weile. Erfahrung kommt eben von Fahren! Da ein YM Offshore oder Ocean mit dem sogenannten Commercial Endorsment als Berufsausbildung oder Berufsqualifikation gilt, ist es eben auch nicht verwunderlich, dass die Seefahrerin oder der Seefahrer ein gerüttelt Maß an praktischer Erfahrung braucht.
Es sind eben ein paar Seemeilen mehr, als die 300 sm für den SKS oder 700 nach dem SKS bzw. 1000 sm nach dem SBF für den SSS, die man hier nachweisen muss.
Nun gibt es andere Seglerinnen und Segler, die bereits einmal um die Welt oder zumindest bis in die Karibik und zurück gesegelt sind. Es gibt Blauwasserprofis, Youtuber mit einem Segelkanal oder auch andere, die den Teil locker aus dem Fundus ihrer zehntausender Seemeilen quasi wie aus dem Ärmel schütteln. Aber als ein Segler aus dem „Heer der Werktätigen“ bastelt man eben zwischen Job und Familie etwas länger dran.
Genau solche interessanten Menschen sollte ich dann auch im Theorieseminar bei MCO Sailing Academy in Stams in Tirol treffen. Irgend wie hat es sich herumgesprochen, dass man bei Clemens in unglaublich schönem Ambiente, eine didaktisch und rhetorisch wirklich ansprechende und zugewandte Ausbildung erhält, die ihresgleichen sucht.
Da ich quasi nur wenige Autokilometer entfernt wohne, war die Option mit MCO Sailing-Academy in Stams als Ausbildungsort, statt in Essen (Die Yacht-Skipper Akademie) oder gleich irgendwo in England einfach auch logistisch die verlockendere Alternative. Also meldete ich mich bei Clemens an.
Um gut vorbereitet zu sein, hatte ich mich auf Empfehlung von Clemens, unserem Yachtmaster Instructor und Principal von MCO Sailing Academy für ein zweiwöchiges Finale entschieden.
Wir sind zu dritt gemeinsam ab Dornbirn nach Basel gefahren um den einzigen Direktflug, den es zu der Zeit gab, auf die Kanaren, genauer gesagt nach Arrecife auf Lanzarote zu nehmen.
Ich bin direkt bis zu Clemens gefahren und sind in morgendlicher Dunkelheit und Frühe von seinem Haus bis nach Dornbirn gefahren, wo Clemens das Auto problemlos parken konnte. Dort hat uns Michael, der aus Innsbruck hergefahren war, in sein Auto geladen und die „Navigation“ bis Basel übernommen.
Nach einer wirklich kurzweiligen Fahrt kamen wir schließlich in Basel-Mulhuse an. Wir parkten in Mulhuse auf einem Langzeitparkplatz, trafen Jochen, der bereits dort auf uns wartete und wurden vom Shuttleservice direkt zum Flugplatz gefahren und gefühlt sind wir nach einem Nickerchen im Flieger schon in Arrecife auf Lanzarote gelandet.
Warum in aller Welt ausgerechnet Lanzarote? Nun, die Corona-Pandemie ist immer noch nicht vorbei, es ist sehr schwierig nach England zu kommen und auch wieder zurück. Man muss in Quarantäne bei der Einreise und auch wieder bei der Rückkehr. Also ist es leider nicht möglich für eine oder zwei Wochen nach England zu reisen um in einer sehr anspruchsvollen Umgebung die Prüfung zu absolvieren.
Aus diesem Umstand hat Clemens eine Tugend gemacht und wurde von einer RYA Ausbildungsbasis auf Lanzarote freundlich aufgenommen. Endeavour Sailing, vertreten durch Stephanie und Keith Charlton, beide sind wie ihre Boote schon etwas in die Jahre gekommen, haben alles bereit gestellt was wir brauchten. Dadurch ergab es sich auch, dass MCO Sailing nun eine eigene Basis auf Lanzarote aufbauen konnte. Die beiden hatten es Clemens gleich ans Herz gelegt. Und mit dem Partner Lava Charter in Arreceife wurde es dann auch möglich gut gewartete Boote für die Ausbildungstörns zu chartern.
Ähnlich wie bei der BG-See Abnahme für Ausbildungsboote in Deutschland, verhält es sich bei der RYA. Ein Betrieb muss akkreditiert sein und die Boote müssen auch den RYA Standards entsprechen. Hier wird auch alles getan um die Qualität auf allen Ebenen zu sichern.
Wir durften also mit den Endeavour Booten trainieren und unsere Prüfung machen.
Um an der Prüfung teilnehmen zu dürfen, waren bei mir im Jahr zuvor zwei intensive Wochenenden in Stams in Tirol zu absolvieren. Die Theorie, die zugegeben im englischen System nicht den selben Stellenwert hat, wie im Deutschen, musste mit einem positivem Assessment abgeschlossen werden. Verglichen mit der wirklich anspruchsvollen und aufwändigen Prüfung zum deutschen SSS war es wirklich machbar. Jedoch sei hier jeder gewarnt, dass was in der Prüfung verlangt wird, muss dann auf dem Boot in Extremsituationen auch sitzen. Einen Course-to-Steer, eine Height-of-Tide, Dead-Reckoning oder eine Estimated-Position muss man aus dem Ärmel schütteln können. Dazu braucht man auch keinen Kurs, denn Aufgaben und Lösungen gibt es genug.
Das Schöne am englischen System ist, es wird weniger gerechnet, aber dafür viel gezeichnet. Alle Formen grafischer Lösungen funktionieren eben einfach besser, als z.B. das Rechenschema für die Höhe der Gezeit.
Diese Woche sollte intensiv und lehrreich werden, in jeder Beziehung. Jochen und Gregor waren die beiden ersten Kandidaten.
Beide bekamen von Clemens Karten, einen Reeds-Almanach und jeweils eine Aufgabe für einen Passagenplan für eine Kanalquerung und eine Passage zu den Kanalinseln. Diesen Passage-Plan, muss jeder Prüfling dann „verteidigen“. Der Prüfer lässt sich den Plan erklären und stellt ein paar Fragen dazu. Es ist viel Fleißarbeit zu leisten und wenn das passt, gibt es wieder Sicherheit in der Prüfung. Ein Prüfer merkt sofort ob man den Plan „kennt“, ihn also selbst angefertigt hat, oder ob es heir Wissenslücken gibt. Deswegen sollte niemand enttäuscht sein, wenn das Kapitel scheinbar schnell abgehakt wird.
Wir durften intensiv Ablegen, Anlegen, Wenden auf engem Raum und noch vieles mehr üben, denn schließlich soll das Bootshandling auch sitzen. Es ist ein fremdes Boot, eine fremde Crew und wir mussten erst einmal alle zusammenwachsen zu einem Team.
Mitten bei den Hafenmanövern sagte Clemens dann: „So, Euer Motor ist ausgefallen!“ Also schnell die Segel gesetzt und sicher an einem geeigneten Steg unter Segeln angelegt. Genau solche kleinen Einschübe, werden auch in der Prüfung gemacht. Du bekommst eine leichte Aufgabe und der Stresslevel wird langsam immer höher gefahren und du wirst beobachtet, wie du damit umgehst, egal ob plötzlich Instrumente, der Motor oder was auch immer ausfällt.
An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass jeder einmal einen Fehler macht oder eine Situation falsch einschätzt. Das ist kein Grund durchzufallen. Sondern hier wird genau darauf geachtet, wie du als Schiffsführer in der Ruhe bleibst und dich wieder aus der Situation befreien kannst.
Bei unserem zweiten Boot ist z.B. bei rauer See und ordentlich Wind die Kette vom Steuerrad gesprungen und die Kollegen waren nicht mehr manövrierfähig. Sie haben uns über Funk angerufen und wir waren schnell zu Stelle. Aber der RYA Ausbilder bei ihnen an Bord hatte natürlich die Lage unter Kontrolle. Solange der Ruderquadrant nicht zerstört ist oder das Ruder selbst fehlt, kann z.B. noch mit dem Autopilot gesteuert werden. Die Kollegen haben dann die Notpinne angeschlagen und einige sehr kräftezehrenden Minuten gehabt, bis wir dann beide in der Marina Rubicon sicher vertäut lagen.
Clemens hat uns dann noch ganz viel Leinenhandling, Leinenwurftechniken und clevere Möglichkeiten das Boot im Hafen zu verholen gezeigt. Es war wieder viel neues dabei.
Wir übten das ganze Programm nochmals durch, vom Security-Breefing über Blind-Navigation, Man-over-Board-Drill und Find-the-Spot im Hellen wie im Dunkeln.
Den krönenden Abschluss dieser Woche bildete dann die Prüfung von Gerald und Jochen. Beide waren schon für eine Woche vor Ort gewesen und kannten das Revier bereits. Die Beiden wurden von Clemens auch ein bisschen rangenommen, durften durch virtuelle Felsstürze vor der Hafeneinfahrt hindurch navigieren. Ich habe schnell verstanden, dass es nur auf die Kreativität der Prüfenden ankommt und nicht nur auf das Revier. Man kann eben auch hier auf den Kanaren eine Woche mehr als interessant und lehrreich gestalten. Plötzlich sind Hindernisse in der Karte eingezeichnet und mit denen musst du dann umgehen können.
Hubi und ich hatten dann die Ehre und das Vergnügen, bei Jochen und Gerald als Crew mit dabei zu sein. Dadurch konnten wir Stephen unseren Prüfer schon ein wenig kennenlernen. Als er dann die Passagenpläne von den beiden sah, meinte er nur er hätte da etwas für unsere Prüfung. Später stellte sich heraus, dass er seine privaten Karten vom Bristol-Cannel dabei hatte und wir bekamen dann auch entsprechende Aufgaben. Uns war klar, die mussten sitzen. Denn wenn wir irgendwo patzten, im Heimatrevier unseres Prüfers, würde er es sofort merken. Es sollte jedenfalls interessant werden.
Für Gregor und Jochen war es das bereits jetzt. Denn als alter Regattasegler legte Stephen sehr großen Wert auf optimal getrimmte Segel. Und immer wieder fragte er Jochen: „Are you happy with your sails?„ Eigentlich klar, was er wollte, oder? Es ist sicher nicht üblich, dass ein Prüfer so direkt auf das Thema Segeltrimm eingeht. Mir scheint es aber mehr als Verständlich. Denn ich hatte auch schon öfters altgediente und sehr erfahren Regattasegler dabei auf Törns. Da wird immer gezupft und gefiert und dichter geholt und Holepunkte versetzt … Sprich, es war nie langweilig.
Der Prüfungstag der beiden neigte sich dann dem Ende zu, beide haben ihren Teil sehr gut gemacht und wir konnten sie am Abend auch gebührend feiern. Zwei weitere Yachtmaster … Cheers!
Und dann sollte unsere finale Woche mit Prüfung beginnen.
Gerade ist wieder ein wunderbarer Törn zu Ende gegangen. Wir waren mit einer Sun Odyssey 509 bei den Balearen unterwegs. (Oder sagt man „in den Balearen“? Eigentlich sind wir um die Balearen herum gefahren). Angekommen sind wir nach einem leicht verspäteten Flug von Zürich über Barcelona. Durch den Wegfall der Direktflüge von Air Berlin, die immer ab Friedrichshafen, also für uns super praktisch, geflogen sind, rufen nun die anderen Airlines Mondpreise für diese Verbindung auf.
Aus welchem Grund auch immer hatten wir uns zur Vueling-Variante ab Zürich hinreissen lassen. Auf dem Hinweg eigentlich noch kein Problem.
In der Marina La Lonja, direkt neben dem Real Club Nautico angekommen bekamen wir dann unser Boot. Nicht wie angenommen eine 50er Bavaria, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, sondern die Sun Odyssey 509 aus dem Jahr 2016. Bis auf ein paar leichte Gebrauchsspuren und Beschriftung der Klampen auf Kyrillisch, alles kein Thema.
Platz genug hatten wir auch. Ein Teil der Crew war noch auf dem Weg zu uns, wegen einem späteren Abflug und ein Teil der Crew war bereits beim Einkaufen. Der besondere Service: Lieferung durch den Laden bis aufs Boot. Das hatte ich bisher noch nie.
Ich machte mich in der Zeit mit zwei „Auszubildenden“ mit dem Boot vertraut und bereitete die Übernahme vor. Unsere Mallorquinischen Freunde zelebrierten die Übergabe dann auch lautstark. Der Schlitten am Rollgroß musste noch gereinigt und geschmiert werden, die Segel entpuppten sich als „in Ordnung“ aber ausgelutscht. Was einen auch nicht verwundert, denn es wird jedes Jahr zwischen Teneriffa (Santa Cruz) und Palma de Mallorca hin und her verlegt. Und Wind gibt es dort genug.
Am Abend haben wir dann schon Notrollen eingeteilt und uns gegenseitig noch besser bekannt gemacht.
Am Sonntag ging es dann nach der obligatorischen Sicherheitseinweisung erst spät los. Mit halben und raumen Wind ums „Cap de Ses Salines“.
Dort mischte sich die Windsee mit altem Schwell, einer langen Dünung aus Osten. Die Kreuzseen machten das Wasser extrem kabbelig und das Rollen aufgrund des Kurses zum Wind verstärkte das „Ungemach“ dann noch ein wenig. Leider ergaben sich so einzelne Fälle von Seekrankheit, die wir aber nach einiger Zeit guten Zuredens und „verholen“ ins Cockpit wieder in den Griff bekommen haben. So ging es dahin bis in die Marina Cala d`Or. Einem wirklich schönen modernem Hafen, der sich sehr weit in das Land hinein gekerbt hat. Erst ganz am Ende fanden wir eine Muring für uns, dafür quasi neben dem Gebäude mit den Duschen und den WCs. Unter dem Kiel waren immer nur wenige Zentimeter. Deswegen tastete ich mich dann auch Rückwärts und langsam in den Hafen. Hinaus wollte ich ungern, wegen der akuten Seekrankheit meiner Frau.
Es folgte ein gemütliches gemeinsames Kochen und Essen und am folgenden Morgen ging es dann gestärkt durch ein leckeres Frühstück mit Croissants und gutem Kaffe wieder auf Tour. Die gesamte Südwest-Küste hinauf mit Kurs auf Menorca. Wir schossen dann am Nachmittag mit halbem und raumen Wind nur noch so dahin. Der Vormittag war erst schwach-windig gewesen. Das hatte sich jedoch mehr und mehr verbessert. Unsere Maximalgeschwindigkeit betrug mehr als 10 kn. Da kann man nicht meckern.
Als besonderes High-Light sind jedoch die Besuche durch Delfine zu verbuchen. Sie zu filmen oder zu fotografieren ist sehr schwierig. Denn die Augenblicke, in denen sie auftauchen sind nicht vorhersehbar und dann auch nur sehr kurz. Sie kamen aber öfters und man hatte den Eindruck, sie genießen es in den Wellen zu surfen und uns auf dem Schiff zu beobachten.
Menorca, die kleine aber hübsche Schwester von Mallorca, hat Lust auf mehr gemacht. Das Städtchen Ciutadella, mit tollem Hafen, schönen und einladenden Restaurants direkt am Wasser und vielen engen, aber kühlen Gassen, die zum flanieren einluden, haben es mir wirklich angetan.
Leider mussten wir am darauf folgenden Tag gleich wieder weiter. Denn für Mittwoch war der Besuch auf Cabrera gebucht und am Donnerstag sollte in Cala Nova die SKS-Prüfung unseres Aspiranten erfolgen. Der Takt und die Route waren also vorgegeben. Wir kamen dann am Abend in Porto Collom an, einem großen Naturhafen, der leider nach Süd-Osten offen ist und bisweilen unter dem Schwell zu leiden hat. Zumindest wir Besucher am Transit-Steg bekamen in der Nacht immer wieder den Schwell zu spüren.
Am Mittwoch in der Früh begaben wir uns dann in das Bojenfeld zum Üben. Rückwärts gegen den Wind an die Boje (mit dem Heckfender) oder auch mit dem Wind, und der Gewissheit, das kann man nicht ohne Probleme aufstoppen. Ich wollte jedenfalls nichts riskieren und beließ es bei den Bojen und ging nicht zurück an die Kaimauer mit den Muringleinen. Das musste warten. Wir segelten dann noch schöne Schläge, leider genau gegen den Wind, und entschieden uns dann später für die eiserne Genua (den Motor) um auch noch bei Tageslicht in Cabrera anzukommen.
Eine traumhafte Bojen-Bucht. Man muss vorher reservieren. Und für unser Boot kostete es nur 40 € für die Nacht. OK, teuer, denn ohne Strom und Wasser hat man eigentlich nichts … aber es trägt zum Unterhalt der Station und es unter Naturschutz stehenden Archipels bei. Mit dem Dingi ging’s an Land und im Sauseschritt noch hoch zum Castell. Dieser Landausflug wurde mit einem tollen Blick über die Bucht, die Insel und die Einfahrt belohnt. Ein echter Höhepunkt.
Nach gutem Abendessen an Bord und einer sehr ruhigen Nacht, machte sich eine kleiner Teil der Crew Punkt Sieben auf den Weg. Der Rest schlief weiter. Und erst schien es auch so ruhig zu bleiben, dass ein Frühstück während der Überfahrt möglich ist. Jedoch wurde es windiger und die Wellen nahmen zu, dass nicht daran zu denken war den Tisch zu decken. Wir behalfen uns dann später ein wenig, aber es sollte ein langer Tag werden.
In Cala Nova angekommen, stellte sich heraus, dass wir mit unseren 15m keinen Platz für die Nacht finden würden. Ebenso blockierte eine andere Yacht mit ihren Übungen unseren Anleger an der Tankstelle um die Prüfer aufzunehmen. Wir haben zwar getankt, und sind dann wieder weiter gefahren, damit wir den Steg nicht unnötig lange blockieren.
Danach haben wir dann unsere Prüfer aufgenommen und unser SKS-Anwärter hat eine ganz passable Prüfung hingelegt. Das Ab- und wieder Anlegen ging nicht ganz so routiniert von der Hand. Ja, das hätten wir mehr üben können, dann hätten wir aber auch nicht so viele Meilen fahren können.
Die Manöver und die Fragen hat er aber mit Bravour hinbekommen und so war es dann auch kein Wunder, dass er bestanden hat. Er war nicht zu frieden mit sich, aber wenn man die Nervosität weg denkt, dann war es wirklich gut.
Unsere Prüfer wurden dann wieder abgesetzt, der Rest der Crew aufgenommen und wir setzten unsere Suche nach einem Platz für die Nacht fort. Allerdings ohne Erfolg. Deswegen sind wir dann zurück nach Palma und auf unseren „Stammplatz“ beim Vercharterer gefahren. Unser zweiter Neuling hatte nun seinen großen Auftritt mit dem Anlegen. Er durfte dann auch am letzten Tag die meisten Manöver steuern und wieder anlegen.
Die Sanitäranlagen auf dem Steg in Palma sind nicht unbedingt schön, aber sie sind wenigstens da und benutzbar. Das war der eigentliche Grund, warum wir nicht vorzeitig nach Palma wollten. Aber am Donnerstag war noch kein Betrieb. Das sollte sich dann am Freitag und am darauffolgenden Samstag schlagartig und massiv ändern.
Wie haben am Freitag am Abend einen kleinen Spaziergang durch Palma gemacht, lecker in einem Steak-House zu Abend gegessen und einen würdigen Törnaschluss in einer der coolsten Bars überhaupt gefeiert. Wer das Abaco kennt, weiss wovon ich spreche. Man öffnet die Tür und taucht ein in klassische Musik, opulente Dekoration aus Blumen und Früchten und steht in einem uralten mallorcinischen Herrenhaus, das ziemlich gut saniert, bzw. liebevoll im Stil der damaligen Zeit restauriert worden ist. Entweder man sitzt im Innenhof oder einem der Zimmer oder wie wir einfach direkt an der Bar und schaut dem Treiben der Barkeeper, ihrem eigenwilligen Tanz und ihrer professionellen Show zu. Die Cocktails sind nicht ganz billig, aber das gesamte drum herum ist es allemal wert.
Große Augen, staunende und zufriedene Gesichter. Besser kann ich mir einen Törnabschluss nicht vorstellen. Wir sind fast 280 sm gefahren und haben geübt und eine Prüfung abgelegt. Mehr geht fast nicht …
Vielleicht nur die grandiose Verspätung beim Rückflug und die Tatsache, dass von keinem Palma-Passagier in Zürich das Gepäck angekommen ist. Aber das ist auch schon fast vergessen.
Nun, der Törn ist jetzt schon wieder eine Weile her, aber dennoch war er auch für mich als Skipper mal wieder ein Törn um etwas dazu zu lernen. Das Boot, eine Elan Impression 45, war mit einer mehr als heterogenen Crew belegt. Unser Jüngster, ein Student von 22 Jahren und unser ältester, mit 55 Jahren. Dazwischen ein Ehepaar, das ich schon vom Schwedentörn kannte und ein weiterer Segler, ebensfalls vom Schwedentörn, aber damals auf einem der anderen Boote unterwegs.
Also ganz unterschiedliche Charaktere, alle mit Segelerfahrung. Und beim Ehepaar merkte man natürlich besonders die Routine durch das eigene Boot, wenn es ums Festmachen oder andere handwerkliche Themen ging, wie sich später noch herausstellen sollte.
Long story short, bis auf unseren Studenten, der keine Erfahrung auf großen Segelyachten hatte, alles mehr oder weniger erfahrene Skipper, die jetzt oder später die SKS-Prüfung machen wollen. Dadurch war der Rollenwechsel nicht immer einfach und manchmal hatte der „eigentliche“ Skipper gleich mehrere „Widersacher“ die ihm reinredeten. Das ist nie ganz einfach, besonders beim Anlegen, beim Festmachen oder beim Einfahren in die Box.
Interessant war der Tag mit Jugo und Welle. Der Jugo hat sich ganz klassisch mit dem gelben Streifen am Horizont angekündigt. Man nennt ihn auch Scirocco. Es ist ein warmer Wüstenwind, also eher ein Südwind, der große Mengen feinen Sand aus der Sahara nach Norden verfrachtet. Diesen Streifen kann man meist schon am Vorabend beobachten und am anderen Morgen wird der Wind dann sehr kräftig. Es waren vielleicht 5 bf und die Welle war auch nicht besonders hoch vielleicht 1 m, zumindest in meiner Wahrnehmung. Allerdings lehrten mich die grünen Gesichter der Crew etwas anderes. Je nach Verweildauer unter Deck und persönlicher Verfassung dauerte es nicht lange bis wieder einer/eine an der Reling hing. Wäre das Wetter sonniger gewesen, wie in Schweden, dann wäre es vielleicht nicht ganz so unangenehm empfunden worden. Wir haben jedenfalls das andere Boot, das mehr Ausfälle hatte in Umag wieder getroffen. Wir wollten ursprünglich weiter bis Novigrad und hatten unsere Schläge entsprechend weit hinaus auf das offene Wasser gewählt um gegen den Jugo anzukreuzen. Aber nach dem Telefonat mit Florian war klar, wir segeln zurück. Ich glaube die Crew hätte sich eingeschaukelt und wir wären gut bis Novigrad durchgekommen, aber so war es einfacher. Offensichtlich war meine Crew trotz leicht grüner Gesichter seefester als die andere.
Novirad sollte am folgenden Tag erreicht werden. Wir übten vor Umag unsere Rettungsmanöver und Beilieger und kamen am Abend dann bei Dunkelheit in den Hafen.
Der folgende Tag brachte nur sehr schwachen Wind und folglich motorten wir auch einige Zeit. Wir wollten zurück um einen weiteren Tag in der Bucht von Portoroz üben zu können. Nach dem Einklarieren gab es zur Belohnung Ankermanöver. Das gehört zwar nicht zum Prüfungsprogramm, sollte aber von jedem Skipper soweit beherrscht werden, dass auch bei schwerem Wetter oder wenig Sicht, wenn z.B. Häfen voll sind oder nicht erreicht werden können, sicher geankert werden kann um z.B. am folgenden Tag dann bei Licht in den Hafen zu fahren. Zur Überraschung war die Sicherung der Ankerwinsch durchgebrannt. Jemand hatte leider eine zu kleine Sicherung eingebaut. Nach dem Studium des Planes war klar, es musste eine 125 Ampere Sicherung sein (und keine 80 Amp.). Während ich mit einem Crewmitglied nach der Sicherung sah, konnte die restliche Crew „beiliegen“ üben. Denn wir wollten das Boot stromlos machen, bevor wir Hand an die Leitungen und die Sicherungen anlegten. Das hat wirklich sehr gut geklappt. Mit der neuen Sicherung ging die Ankerwinsch wieder und wir konnten üben.
Am Ende des Törns haben beide Prüflinge ohne Probleme bestanden. Durch das Wetter, Jugo und viel Regen, waren wir vom Programm her ein wenig eingeschränkt. Ebenso will ich nicht kurz hintereinander unterschiedliche Rettungsmanöver üben lassen. Aber wie bereits geschrieben, es hat gereicht. Keiner musste ein Manöver wiederholen.
Für unseren Studenten war es ein Meilen- und Ausbildungstörn. Es standen immerhin 135 sm auf der Logge. Er wird beim nächsten Mal auf Mallorca seine Prüfung machen. Für unser Ehepaar, war es fast ein Urlaubstörn. Sie hatten aber auch Gelegenheit zu üben obwohl sie meiner Einschätzung nach ohne Probleme die Prüfung hätten machen können.
Und für mich war es der erste SKS-Ausbildungstörn als Skipper. Bisher war ich ja „nur“ Skipper oder hab SBF-Binnen/Bodensee Schifferpatent ausgebildet. Ich bin gespannt, wie es beim nächsten Mal wird. Auch da werden wieder Bekannte mitsegeln, worauf ich mich schon sehr freue.