Die Überführung

Eine ganze Woche waren wir unterwegs. Die Aufgabe war die Segelyacht „puent enel“, ja richtig gelesen, „.nl“ wie die niederländische Domain-Endung, von A Coruña in die Niederlande zu bringen. Das Ziel war Lemmer am IJsselmeer.

Wie bereits beschrieben, erfolgte erst mal eine gründliche Inspektion, die prompt einige behebbare Mängel zu Tage förderte. Die Mängelliste sollte aber im Laufe der Überfahrt noch etwas länger werden.

Laut Navionics Tracking-Daten sollten es am Ende 856 sm sein, die sich in drei bzw. vier wesentliche Etappen aufteilen. Für die Aufteilung der letzten Etappe gab es aber gute Gründe. Dazu später mehr ….

Kapitel 1 oder auch der 1. Akt: Von der Sada Marina in A Coruña nach Camaret sur Mer in 2 Tagen und 10 Stunden quer über die Biskaya.

Die Biskaya

Dann der 2. Akt, fast genau gleich lang von Camaret sur Mer bis nach Dünkirchen, wobei wir einen kurzen Zwischenstopp in Cherburg eingeschoben haben, den ich zeitlich natürlich nicht berücksichtigt habe.

Die Kanal-Inseln

Die dritte Etappe sollte von Dünkirchen bis nach Lemmer in einem Rutsch gehen. Aber aus dem Drama in drei Akten wurden eher vier. Wie gesagt wir hatten einen Stop-over in Scheveningen, der den letzten Akt in Zwei geteilt hat.

Die Kanal-Etappe

Und bis nach Lemmer ging es am Ende auch nicht, sondern in Amsterdam haben wir dann die Überführung beendet.

Belgien und Niederlande

In der Amsterdam Marina sollte uns dann Jens, der Eigner treffen und bis nach Lelystaad begleiten. Lelystaad deswegen, weil man von dort besser mit dem Zug wegkommt um ab Amsterdam entweder zu fliegen oder mit dem Zug nach Hause zu fahren. Ich kenne Lelystaad noch gut, denn dort habe ich vor Jahren meine SKS-Ausbildung gemacht und die Prüfung abgelegt. Aber es wurde leider nichts aus dem Wiedersehen.

Als erstes wird die Yacht komplett inspiziert

Wir sind in A Coruña angekommen und die Marina hat uns ein Taxi organisiert. Nach 20 Minuten sind wir bereits vor Ort. Als erstes wird die Yacht von oben bis unten komplett inspiziert. Christian wird von mir auf den Mast gewinscht und kontrolliert das Großfall und das Genuafall.

Motor, Elektrik, Seeventile, Kielbolzen, laufendes und stehendes Gut, die Segel und so weiter und so fort wird auf das Genaueste in Augenschein genommen.

Leider hat uns die tiefentladene Hausbatterie bereits mit einem piepsenden Geräusch empfangen. Aktuell wird sie auch nicht vom Motor geladen. Dem Problem müssen wir vor der Abfahrt noch auf den Grund gehen.

Die Ozean-Passage

Der Passagenverlauf

Ein Boot wie unsere „Lily of Hamble“, eine 50 ft Bavaria Cruiser kann schon bis zu 10 kt schnell Segeln. Über der Rumpfgeschwindigkeit geht nichts, also rechnen wir mit einem Durchschnitt von 7 kt.

Wir segeln Tag und Nacht, also 24 h, dann sind das ca. 168 sm. Wir rechnen defensiv mit ca. 150 sm als Etmal. Diese 150 sm stechen wir grob mit dem Zirkel auf der Seekarte ab und wissen nun, dass wir ca. 6-7 Tage brauchen werden. Je nach dem, wie weit uns der Wind und Wellen von unserem Idealkurs abbringen.

Danach richten sich auch die zu bunkernden Vorräte. Besonders die Getränke und die frischen Lebensmittel, die ggf. gekühlt werden müssen, halten nicht ewig. Und in der feuchten, salzigen Luft verdirbt vieles etwas schneller, wenn man es nicht richtig lagert.

Ebenso können wir nun die Windstärke und die Windrichtung antizipieren. Wir haben nur ein kurzes Wetterfenster, da gleich am Anfang mit 6-7 Bft von Nord zu rechnen ist. Wenn zur Hauptwindrichtung noch der Fahrtwind addiert wird (Vektorrechnung lässt grüßen) dann kommt der Scheinbare Wind, und mit dem segeln wir, ziemlich aus NNW als fast von vorne. Das bedeutet unangenehmes „Am-Wind“ segeln. Die Wellen kommen dann auch von der Seite oder von schräg vorne.

Das wiederum hat uns bewogen etwas vorzukochen, denn wenn die Pantry nur mit einem „Klettersteig-Set“ begehbar ist, und immer hoch oben liegt, dann kann man nur bedingt große Menüs kochen. Wasser für Tee oder Suppe, bzw. vorgekochte Speisen aufwärmen, dass ist das einzige was wirklich realistisch ist. Aber auch dazu später mehr. Ich hatte je bereits verraten, dass es uns nicht ganz so gut ging. Sprich, bis Donnerstag hat keiner feste Nahrung zu sich nehmen können, geschweige denn drin behalten.
Wieder hat es sich bewahrheitet: das Schiff kann immer mehr ab, als die Crew. Es ist nur eine Frage von Intensität und Dauer …

Wachplan

Wir sind fünf Personen. Drei davon Anwärter für den Yachtmaster Ocean. Felix und Jeff haben die Yachtmaster Offshore Theorie und Praxis schon abgelegt. Elisabeth noch nicht, wollte sich aber dennoch auf die Prüfung schon vorbereiten. Die drei werden sich als „watch-captain“ abwechseln. Bernd und ich wechseln uns als Crew ab.

Daraus ergibt ich dann ein Wachplan von 3 x 4 h für die Wachhabenden und 2 x 6 für die Crew. Die Zeiten sind für mich von 8:00 bis 14:00 und von 20:00 bis 02:00. In den Zeiten dazwischen darf ich schlafen. Dadurch sehe ich immer alle Wachhabenden, da man natürlich etwas vor der Ablösung bereits fertig an Deck geht. Die anderen haben Zeiten von 08:00 – 12:00, von 12:00 – 16:00, von 16:00 – 20:00, von 20:00 – 0:00, von 0:00 – 04 und von 04:00 – 08:00.

Wachplan

Der Vorteil eines Wachplanes wäre auch, dass man nie gleichzeitig mit seinem Kabinenpartner zur selben Zeit in der Koje liegt. Dies lässt sich bei so einem Plan aber nur bedingt einrichten. Aber bei Felix und mir war es kein Problem, da wir beide im selben Sägewerk arbeiteten.

Die Fastenphase

Nach dem Ablegen, setzten wir recht schnell die Segel. Da stärkerer Wind zu erwarten war, nutzten wir nicht die Genua, sondern gleich die Arbeitsfock, die an einem separaten Stag mit Stagreitern angeschlagen war. Das Groß fuhren wir auch sofort im 2. Reff.
Dadurch war das Boot gut ausbalanciert und legte sich nicht ganz so auf die Seite. Unser Westkurs, wir mussten so hoch es ging an den Wind gehen um nicht zu weit nach Süden versetzt zu werden, war eher ein Rodeo-Ritt.
Wenn so ein 50 ft Boot bis zum Kiel aus aus der Welle gehebelt wird und dann mit einem großen Krachen wieder ins Wasser einsetzt, dann hört sich das unter Deck an, als würde im nächsten Moment ein Wal durch das Boot donnern. Mit der Zeit haben wir uns zumindest akustisch daran gewöhnt. Aber nur wenige Augenblicke unter Deck reichten bei allen aus, um mit grün-gelben Gesicht und weit aufgerissenen Augen wieder nach oben zu stürmen und nach frischer Luft zu schnappen.
Leider mussten aber alle immer wieder den EP („Estimated Point“, dt. Koppelort) und den Kartenkurs auf der Karte eintragen. Das Schlafen ging ohne Probleme, denn sobald die Augen zu sind, fehlt ein irritierender Reiz. Dann ist das Auf- und Ab sogar einschläfernd oder beruhigend für mich.

Diese Phase ging von Dienstag bis Donnerstag. Zeitweilig blieb noch nicht mal Wasser im Magen. Eine gefährliche Situation, wenn alle geschwächt und dehydriert sind. Mit Kaugummis gegen Seekrankheit haben wir uns einigermaßen auf den Beinen halten können.
Die Tatsache, dass wir viele Bananen und Äpfel gebunkert hatten, war im Nachhinein ein echter Segen. Denn damit konnten wir uns einigermaßen „über Wasser“ halten.

Die Genussphase

Am Donnerstag Morgen haben Felix und ich dann die Wache mit einem Salami-Käse Brot begonnen. Multivitaminsaft blieb auch drin. Dann kamen langsam die Lebensgeister zurück. Am Nachmittag wurde ich dann vom Anbraten der Zwiebeln und von den Röstaromen vom Speck wach. Felix machte Spagetti Carbonara. Das sollten die besten Spaghetti Carbonara meines Lebens werden. Diese Mahlzeit hat und allen sehr geholfen. Es ging aufwärts. Der Wind hat etwas nachgelassen und wir konnten zum ersten Mal den Blick auf das tief blaue Wasser genießen.

Einer von vielen Begleitern

In der Nacht war es anfangs sehr dunkel, da aufgrund der Wolken keinerlei Sterne zu sehen waren. Jede fünfte Welle brach genau neben dem Boot. Wenn sie weiter vorne brach, spritze die Gischt bis ins Großsegel. Wenn es weiter hinten war, wurde der Steuermann komplett geduscht. Spätestens wenn die Unterwäsche eine Salzkruste bekommt, ist klar, dass das Ölzeug auch nur eine Zeit lang durchhält. Zum Glück war die Wassertemperatur mit 21-22 Grad schon fast angenehm. Trotzdem ist so ein Schwall Salzwasser nicht angenehm.
Wir wechselten uns beim Steuer immer ab. Der Wachhabende, der die Wache beginnt, steuert zwei Stunden und wird dann vom 1st Mate abgelöst, der dann auch zwei Stunden steuert. Danach ist der nächste Wachhabende dran. In der Nacht starrt man dann nur noch auf den Steuerkompass, sieht ansonsten nichts und man spürt die Bewegungen des Bootes, die man so gut es geht durch sofortiges Gegensteuern ausgleicht um das Boot möglichst auf dem Sollkurs zu halten. In unserem Fall mussten wir auch nich aufpassen nicht zu hoch an den Wind zu gehen, damit die Segel nicht killten (seemännisch für flattern).

In den ersten beiden Nächten nahmen wir das Groß komplett weg und fuhren selbst nur mit der Fock zwischen 7 und 8 kt. Dadurch kamen wir sehr gut voran, verloren kaum Höhe und kämpften uns immer weiter nach Westen.

Der Astro-Fix

Nur mit Koppeln kann man zwar anhand der Logge (durchs Wasser gesegelte Strecke) und dem Kartenkurs (der Kompasskurs muss um Ablenkung und Missweisung berichtigt werden) die ungefähre Position bestimmen. Allerdings helfen sogenannte Fixes, also beobachtete Positionen, um die vermutlich richtige Position auf der Karte zu finden. Ab diesem Fix, der nicht auf der gekoppelten Linie liegen muss, wird dann weiter gekoppelt.

In der Mitte – unser Törnverlauf

Da man auf dem offenen Wasser immer den Horizont sehen kann, solange es das Wetter zulässt. Ist es möglich den Winkel zu bekannten Gestirnen zu messen. Tagsüber sind das Sonne und Mond. Nachts kann es der Mond sein, solange er noch nicht unter gegangen ist, oder eben ein bekanntes Gestirn.

Einen Astro-Fix bekommt man, wie jeden anderen Fix, durch zwei Standlinien, die sich an der vermuteten, bzw. beobachteten Position kreuzen. Bei der Küstennavigation sind des Kreuzpeilungen, oder eine bekannte Tiefe und eine Peilung. Also auch immer zwei Linien, die sich schneiden.

Für den Astro-Fix nimmt man gerne eine Messung am Vormittag und die sog. Mittags-Breite. Diese ist etwas einfacher zu berechnen, als die Breite zu einer beliebigen Uhrzeit.

Benötigt wird also ein Sextant, mit dem der Winkel zum Zenit bestimmt wird. Da man das nicht direkt kann, wird also der Winkel zum Horizont gemessen. Dieser wird dann korrigiert um einen möglichen sog. Indexfehler des Sextanten, um die Augeshöhe, denn sog. DIP, da wir ja ein Stück über der Wasseroberfläche stehen oder Sitzen, um den scheinbaren Sonnenradius, da der untere oder obere Rand gemessen wird und die Brechung des Lichts je nach Einfallswinkel die Sonne größer oder kleiner aussehen lässt, als das Abbild ohne Atmosphäre wäre. Man wälzt also dicke Tabellen, korrigiert die Werte und bekommt am Ende einen Winkel, der entweder mit einem bekannten Winkel um genau diese Uhrzeit verglichen wird, oder den Zenitwinkel (90 – Winkel) der Mittagsbreite.
Daraus ergibt sich eigentlich ein Kreis (denn alle Punkte auf diesem Kreis haben den selben Sonnenwinkel), der aber so groß ist, dass er auf unserem Kartenausschnitt wie eine Gerade eingezeichnet werden kann.

Wo ist bloß die Sonne?

Diese täglichen Messungen sollten immer routinierter werden. Bei der Prüfung muss dann auch schließlich zwei Messungen Schritt für Schritt sauber erläutern. Mit jedem Tag wurde die praktische Arbeit auch besser. Das ist eben echtes Handwerk im positivsten Sinne.

Als wir dann am Samstag in den Abendstunden die Silhouette von Santa Maria am Horizont sahen, waren wir nicht nur froh, endlich wieder Land zu sehen, sonder auch, dass wir nicht viele Meilen an den Azoren vorbei gesegelt sind, sondern auf eine gesegelte Distanz von 912 sm die Inseln genau getroffen haben.
Sind die Inseln dann in Sichtweite, dann geht man wieder über zur klassischen Küstennavigation, bei der man die Leuchtfeuer oder andere markante Punkte aus der Karte zur Positionsbestimmung verwenden kann.

ganz klein in der Bildmitte – Santa Maria

Wie es weiter ging, erzähle ich Euch dann im dritten Teil. Für heute soll das nun auch genügen.

Handbreit,
Euer Segelmichel

Und schon wieder Winterblues …

Saisonende mit Tränen in den Augen und der Hoffnung auf neue Horizonte. Leider viel zu früh, aber nicht zu ändern. Die Old Lady ist wieder in Schuppenberg.

Ja, Winterblues! Denn viel früher als sonst, nämlich bereits Mitte September mussten wir unsere Old Lady aus ihrem gewohnten Element holen und in den warmen und trockenen Stall verholen.

Mein Kollege Harald hat sozusagen Eigenbedarf angemeldet. Es gibt ja noch ein weiteres, eben seine Re Antares, die er wieder fit gemacht hat. Auch Sie sollte abgenommen und wieder ins Wasser gebracht werden. Er hat noch einige Zeit direkt in Friedrichshafen zugebracht und hatten ursprünglich den Plan, seine gute auch wieder dort auszukranen. Aber er hat sich nun dazu entschieden sie direkt am See auf ihrem angestammten Platz überwintern zulassen.

Das bedeutete für meine liebe Frau und mich ein anstrengendes Wochenende. Wir sind also an einem Freitag direkt nach dem Essen an den See um die alte Dame auszuräumen. Das ging dieses mal recht einfach. Ich bin an die Tankstelle gefahren und Sylvi hat alle Polster und sonstiges Material direkt in Empfang genommen. Das Auto stand quasi an der Hafenmole. Dadurch mussten wir nichts wirklich weit schleppen. So weit so gut …

Das Legen des Mastes haben wir uns dann doch für den Samstag aufgehoben. Es war ja auch schon spät.

Am darauf folgenden Samstag habe ich dann erst den Hänger aus der Scheune geholt und wir sind dann direkt an den See zum Kran und durften unser Gespann dort parken.

Danach folgte das „Legen des Mastes mittels der Jüteinrichtung“. Ja, ich habe einen Jütbaum und entsprechend passendes Zubehör um den Mast ohne großen Aufwand selbst zu legen. Das dauert jedes mal etwas länger als gedacht, aber Gottseidank war meine Sylvi bei mir. Denn kaum hat man angefangen, fehlt ein Schraubenschlüssel, oder ein Kreuzschlitz, oder, oder, …

Das bedeutet entweder wieder aufstehen, ins Boot steigen, das passende Werkzeug suchen und dann weiter machen, oder „Mann“ hate eine gute Seele zur Seite, die einem genau dann hilft und alles anreicht.

Was an diesem Tag echt mühsam war, ich hatte mit maximal 18 Grad und bedecktem Himmel gerechnet, aber nach kürzester Zeit hat die Sonne alles weggedampft und genauso gedampft hat meine lange Hose. Das bin ich einfach nicht gewohnt. Sonst immer optimal temperiert in kurzen Hosen halte ich diese warmen Temperaturen einfach nicht aus. Zum Glück hat die Arbeitshose große Lüftungsschlitze mit Reißverschluss.

Am Ende haben wir die Gute gut aus dem Wasser gehoben und den „Schlonz“, den Bewuchs, der sich trotz Antifouling bildet mit dem Dampfstrahler entfernt und uns auf den Heimweg gemacht.

Einfahren der Ernte

Den Mast habe ich noch hochgebunden, aber leider das Boot noch nicht abgedeckt. Das muss demnächst noch nachgeholt werden. Aber bald ist ja ein Feiertag. Da sollte das klappen.

Ja und nun beginnt die schöne Zeit der Planung, der Ideensammlung und des Wartens auf den Frühling ….

Dann kann alles wieder von vorne beginnen oder wie machen mal was ganz anderes. Aber dazu ein anderes mal.

Und ganz besonders nochmals Danke für Deine Hilfe Sylvi! Zu zweit geht’s einfach leichter …

Handbreit,
Euer Segelmichel

SKS-Ausbildungstörn in Portoroz

Nun, der Törn ist jetzt schon wieder eine Weile her, aber dennoch war er auch für mich als Skipper mal wieder ein Törn um etwas dazu zu lernen. Das Boot, eine Elan Impression 45, war mit einer mehr als heterogenen Crew belegt. Unser Jüngster, ein Student von 22 Jahren und unser ältester, mit 55 Jahren. Dazwischen ein Ehepaar, das ich schon vom Schwedentörn kannte und ein weiterer Segler, ebensfalls vom Schwedentörn, aber damals auf einem der anderen Boote unterwegs.

Also ganz unterschiedliche Charaktere, alle mit Segelerfahrung. Und beim Ehepaar merkte man natürlich besonders die Routine durch das eigene Boot, wenn es ums Festmachen oder andere handwerkliche Themen ging, wie sich später noch herausstellen sollte.

Long story short, bis auf unseren Studenten, der keine Erfahrung auf großen Segelyachten hatte, alles mehr oder weniger erfahrene Skipper, die jetzt oder später die SKS-Prüfung machen wollen. Dadurch war der Rollenwechsel nicht immer einfach und manchmal hatte der „eigentliche“ Skipper gleich mehrere „Widersacher“ die ihm reinredeten. Das ist nie ganz einfach, besonders beim Anlegen, beim Festmachen oder beim Einfahren in die Box.

Interessant war der Tag mit Jugo und Welle. Der Jugo hat sich ganz klassisch mit dem gelben Streifen am Horizont angekündigt. Man nennt ihn auch Scirocco. Es ist ein warmer Wüstenwind, also eher ein Südwind, der große Mengen feinen Sand aus der Sahara nach Norden verfrachtet. Diesen Streifen kann man meist schon am Vorabend beobachten und am anderen Morgen wird der Wind dann sehr kräftig. Es waren vielleicht 5 bf und die Welle war auch nicht besonders hoch vielleicht 1 m, zumindest in meiner Wahrnehmung. Allerdings lehrten mich die grünen Gesichter der Crew etwas anderes. Je nach Verweildauer unter Deck und persönlicher Verfassung dauerte es nicht lange bis wieder einer/eine an der Reling hing. Wäre das Wetter sonniger gewesen, wie in Schweden, dann wäre es vielleicht nicht ganz so unangenehm empfunden worden. Wir haben jedenfalls das andere Boot, das mehr Ausfälle hatte in Umag wieder getroffen. Wir wollten ursprünglich weiter bis Novigrad und hatten unsere Schläge entsprechend weit hinaus auf das offene Wasser gewählt um gegen den Jugo anzukreuzen. Aber nach dem Telefonat mit Florian war klar, wir segeln zurück. Ich glaube die Crew hätte sich eingeschaukelt und wir wären gut bis Novigrad durchgekommen, aber so war es einfacher. Offensichtlich war meine Crew trotz leicht grüner Gesichter seefester als die andere.

Novirad sollte am folgenden Tag erreicht werden. Wir übten vor Umag unsere Rettungsmanöver und Beilieger und kamen am Abend dann bei Dunkelheit in den Hafen.

Der folgende Tag brachte nur sehr schwachen Wind und folglich motorten wir auch einige Zeit. Wir wollten zurück um einen weiteren Tag in der Bucht von Portoroz üben zu können. Nach dem Einklarieren gab es zur Belohnung Ankermanöver. Das gehört zwar nicht zum Prüfungsprogramm, sollte aber von jedem Skipper soweit beherrscht werden, dass auch bei schwerem Wetter oder wenig Sicht, wenn z.B. Häfen voll sind oder nicht erreicht werden können, sicher geankert werden kann um z.B. am folgenden Tag dann bei Licht in den Hafen zu fahren. Zur Überraschung war die Sicherung der Ankerwinsch durchgebrannt. Jemand hatte leider eine zu kleine Sicherung eingebaut. Nach dem Studium des Planes war klar, es musste eine 125 Ampere Sicherung sein (und keine 80 Amp.). Während ich mit einem Crewmitglied nach der Sicherung sah, konnte die restliche Crew „beiliegen“ üben. Denn wir wollten das Boot stromlos machen, bevor wir Hand an die Leitungen und die Sicherungen anlegten. Das hat wirklich sehr gut geklappt. Mit der neuen Sicherung ging die Ankerwinsch wieder und wir konnten üben.

Am Ende des Törns haben beide Prüflinge ohne Probleme bestanden. Durch das Wetter, Jugo und viel Regen, waren wir vom Programm her ein wenig eingeschränkt. Ebenso will ich nicht kurz hintereinander unterschiedliche Rettungsmanöver üben lassen. Aber wie bereits geschrieben, es hat gereicht. Keiner musste ein Manöver wiederholen.

Für unseren Studenten war es ein Meilen- und Ausbildungstörn. Es standen immerhin 135 sm auf der Logge. Er wird beim nächsten Mal auf Mallorca seine Prüfung machen. Für unser Ehepaar, war es fast ein Urlaubstörn. Sie hatten aber auch Gelegenheit zu üben obwohl sie meiner Einschätzung nach ohne Probleme die Prüfung hätten machen können.

Und für mich war es der erste SKS-Ausbildungstörn als Skipper. Bisher war ich ja „nur“ Skipper oder hab SBF-Binnen/Bodensee Schifferpatent ausgebildet. Ich bin gespannt, wie es beim nächsten Mal wird. Auch da werden wieder Bekannte mitsegeln, worauf ich mich schon sehr freue.

Ahoi, Euer Segelmichel

Was kommt jetzt?

Nach einem ruhigen Herbst in 2017 haben wir die Old Lady wieder in ihren Stall zum Überwintern gebracht. Ein paar kleinere Instandsetzungsarbeiten und das übliche „Veredeln des Untewasserschiffs“ haben mich den Winter und das frühe Frühjahr ein wenig beschäftigt. Ein paar Lackierarbeiten im Cockpit und die Salingstützen sind neu.

Die Old Lady liegt nun wieder abfahrbereit da. Ich kann, gutes Wetter vorausgesetzt, am Freitag zum Einkranen fahren. Mal sehen ob das alles hin haut.

Ein paar Projekte haben wir aber noch. Sie bekommt einen neuen Tisch, vielmehr eine praktischere Halterung. Und ein paar Kabel müssen vom provisorischen in den endgültigen Verlegezustand gebracht werden. Außerdem wird es eine Kühlbox geben, um den einen oder anderen Wein oder ein paar Bierchen einzukühlen. Bald sind wir komplett ausgestattet und ich kann mit der Old Lady auf große Tour gehen. Mal sehen was der nächste oder übernächste Jahr bringt.

Aber am Samstag, da geht es gleich richtig los. Letztes Jahr durfte ich ja als offizieller Skipper einen Schärengarten-Törn fahren. Dieses Jahr geht es gleich mehrfach in die Bütt. Ich habe ab Samstag ein Boot mit SKS-Aspiranten in Portoroz. Das Revier ist nicht besonders anspruchsvoll, lediglich das Ein- und Ausklarieren in Kroatien ist neu. Florian ist mit einem weiteren Boot dabei. Genauer gesagt, war wohl der Andrang so groß, dass ich als zweites Schiff eingeplant wurde.

Übersicht Portoroz

Das wird auf jeden Fall spannend und ich werde weiter berichten.

 

Ahoi, Euer Segelmichel

Sie schwimmt wieder ..

Gestern Nachmittag ging es generalstabsmäßig geplant wieder ins Wasser. Die letzte Lackschicht konnte bereits seit Montag trocknen, das Unterwasserschiff war fertig. Also konnte ich auch schon alle Polster uns sonstige Habseligleiten zurück ins Boot räumen. Nach einem frühen Mittagessen ging es bei mir los. Den Mast musste ich von der Decke lösen und aufs Boot runter lassen, die Spanngurte mussten angebracht werden, damit das gute Stück auch schön im Trailer bleibt und auf der Fahrt zum Hafen sich nicht verselbständigt. Kurz vor Zwei kamen Hubert, Christoph und meine Frau Sylvia. Die Leiter kam noch kurz ins Auto und schon stand der Traktor vor der Scheune. Christoph schob den Trailer langsam aus dem Stall und um 14:15 hing er bereits hinter meinem Auto. Wir fuhren los und kamen bei ruhiger und professioneller Betriebssamkeit am Kran an. Und unglaublich, obwohl ich ein paar Minuten warten musste, war ich schon um 15:15 im Wasser und auf dem Weg in die Box.

Danach haben wir noch schnell einen Parkplatz für das Gespann gesucht und sind zurück aufs Boot. Die Vorbereitungen für das Maststellen und das einräumen der letzten Habseligkeiten, wie Kaffemaschine, Zuckerdose und ein paar neue Gläser hat dann doch eine Weile gedauert. Die Salinge mussten sortiert, die Wanten ausgerollt und in Position gebracht werden. Den Mast hochzuziehen und die Wanten anschlagen, war dann eigentlich ein Klacks. Die Wanten noch gespannt und dann gab es, Fastenzeitbedingt, ein alkoholfreies Bier zur Belohnung. Und um 18:30 machten wir uns dann mit gestelltem Mast und angeschlagenem Großbaum wieder auf den Heimweg.

Gut dass Sylvia dabei war, man braucht doch immer eine Hand mehr, egal was gerade am Boot zu tun ist. Jedenfalls ist es ein schönes Gefühl, wenn das Boot im Wasser ist und die Saison beginnen kann.

Ahoi, Euer Segelmichel

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren oder Old Lady bald am Haken

Die letzten Wochen waren arbeitsreich. Die Liste der „kleinen“ Reparaturen wird länger. Bei näherer Inaugenscheinnahme kamen immer wieder neue Punkte auf die Liste. Ich wollte ursprünglich noch im März das Boot einkranen. Aber zum einen bindet  mich ein Kundenprojekt und zum anderen fallen immer wieder Wochenenden weg für Familienfeste oder andere Verpflichtungen.

Was ist erledigt? 

  • Batterien wieder einbauen
  • Schanzkleid im Cockpit von innen neu lackieren
  • Deckshaus am Niedergang anschleifen und lackieren
  • Großbaum entlacken, schleifen und neu lackieren
  • Spibaum neu lackieren
  • Mastfuß lackieren
  • Pinne neu lackieren
  • Unterwasserschiff neu lackieren
  • Motor entwintern 
  • Neues Groß beim Segelmacher abholen
  • Macken im Rumpf mit Lack abdecken
  • Kratzer in der Scheuerleiste schleifen, neu beizen und lackieren
  • Winschen fetten

Was ist noch zu tun?

  • Verklicker montieren
  • Teakdeck reinigen und neu einölen

Zumindest ist die Liste der offenen Punkte kürzer als die der erledigten. Aber ob es bis Freitag reicht? Mal sehen …

Also jetzt, wenn ich den Beitrag redigiere sind schon wieder Punkte erledigt. Also scheint es möglich, am Freitag fertig zu werden. Das Teakdeck kann ich im Hafen erledigen. Allerdings brauche ich die kleine Platte mit den Gewinden um den Vercklicker ordentlich befestigen zu können. Das möchte ich nicht mit stehendem Mast. Also schauen wir mal ob mein Kollege Ralph bis Freitag oder besser bis Donnerstag so weit ist. Dann wäre am Freitag der Krantermin und am Samstag Abend kann ich noch den Mast stellen.

Ihr wundert euch sicher auch, warum schon wieder so viele Punkte mit „lackieren“ auf der Liste sind. Nun, zum einen ist die Old Lady ein Holzboot und zum anderen sind nun zwei Jahre seit dem Refit vorbei. Das bedeutet, dass die beiden obersten Lackschichten durch UV-Einwirkung komplett „verdampft“ sind. Deswegen lackiert man entweder jedes Jahr eine oder alle zwei Jahre mindestens zwei neue Schichten oben drauf. Beim Spibaum habe ich z.B. einen anderen Lack verwendet. Der „Schooner Lack“ von International hat der Strahlung nicht stand gehalten. Andere Teile des Bootes sind mit Epifanes Lack aufgebaut. Hier habe ich viel bessere Ergebnisse erzielt. Deswegen bin ich nun auch gespannt, ob die Nachbehandlung mit Epifanes 1K Lack hier besser abschneidet.

Wie endgültig …. der Winterblues kann kommen

Heute war es dann wieder so weit. Der November kommt mit Ostwind und Frost um die Ecke. Eigentlich wäre nochmals ein schöner Segeltag gewesen. Aber Hubert, bzw. Sieglinde, meine „Vermieter“ konnten nur heute mit dem Traktor rangieren. Also sollte die alte Damen heute an den Haken genommen werden. Gesagt, getan …

Am Vormittag machten Andy und ich mich auf den Weg zur Old Lady. Als erstes mussten wir die Persenning bei starkem Ost auf dem Steg bändigen, dann Großsegel und Großbaum abschlagen.

Wie im Frühjahr kam auch er Jütbaum wieder zum Einsatz. Dieses mal nur in die andere Richtung. Dank der Tatkräftigen Hilfe meines Sohnes war das „Saisonende“ heute Abend bereits erledigt. Am Kran gab es einen kleinen Stau, aber gegen 16:00 war die Old Lady dann untenrum, dank Dampfstrahler wieder sauber. Ab nach Hause, in dem Fall nach Schuppenberg, wo Hubert und Sieglinde auf uns warteten.

Die Old Lady steht wieder im trockenen Stall und wartet auf ein wenig Zuwendung. Doch dazu später mehr.

Handbreit,
Euer Segelmichel