Schärengarten, die Zweite

Alles ändert sich, alles …

oder so vertraut und doch so fremd. Mein zweiter Besuch im Stockholmer Schärengarten war wie erwartet wieder sehr schön. Die Landschaft, die Menschen und die langen Tage taten ihr übriges. Mittsommer hatten wir zwar noch nicht, aber es blieb doch mehr als eine Stunde länger hell, als bei uns daheim.

Beim letzten Besuch war ich mir Alex abwechselnd als Skipper of the Day im Einsatz. Dieses mal war ich für Boot und Crew verantwortlich. Und das 7 x 24 h. Das habe ich hinterher deutlich gespürt. Die Navigation habe ich an meine Mitsegler delegiert. Ebenso habe ich außer beim An- und Ablegen kaum gesteuert. Aber aufmerksam musste ich immer sein. Wäre ich „nur“ mit Familie unterwegs gewesen, dann hätte es sich sicher auch anders angefühlt. Aber es waren zwei weitere Paare an Bord und damit war ich für fünf weitere Verantwortlich. Und diese Verantwortung fühlt sich wirklich anders an. Sei es beim Einkaufen, beim Kochen, bei guten und auch bei regnerischem Wetter. Morgens der Erste und abends der Letzte …

Zum Glück brauche ich nicht so viel Schlaf, aber am Ende der Woche habe ich es dann doch gemerkt. Was wirklich toll war, ich kannte alle Häfen und Fahrwasser noch. Die grobe Orientierung hat wirklich gut funktioniert und im Zeitalter von Smartphone und Tablet hat man immer einen sehr komfortablen Plotter am Start und kann um Zweifelsfall nachsehen wo man sich wirklich befindet.

Die Schärennavigation, besonders die papierbasierte ist aufwändig und anspruchsvoll. Aber diese Lektion war für meine Mitsegler genau die richtige. Ebenso, die Kräfte, die auf ein großes Schiff wirken. Wir hatten jeden Tag sehr kräftigen Wind. Einmal sagte der Windfinder sogar Sturm voraus, der gottseidank nicht eingetroffen ist. Leider hat sich der Regen auch an den Wetterbericht gehalten. Die anfänglich hohen Temperaturen sanken in den Außenschären dann auf 8° C. Das war besonders für Sylvia und die anderen Damen an Bord nicht sehr angenehm. Wir sind dann einfach nach Stockholm geflüchtet, in den Wasa-Hafen und haben einen Tag Stockholm „erwandert“. Eine sehr schöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Brunch in den Salu-Hallen und Kaffee mit den Nobelpreisträgern im Rathaus und später auch wieder Sonnenschein. Ich glaube es hätte was gefehlt, wenn wir nicht kurz in der Stadt gewesen wären. Und dann, war der Regen „abgewettert“. Die restlichen Tage waren windig und schön.

Die anderen beiden Boote haben sich vom Wetter nicht beirren lassen und sind später nur kurz durch Stockholm gesegelt. Aber die meisten hatten noch ein paar Tage nach dem Törn für Stockholm eingeplant. Das hatten wir leider nicht gemacht. Man lernt ja nie aus …

Aber mit Stockholm, Vaxholm und Sandham sind alle richtig in die Schärenwelt eingetaucht.

Die Crew hat jedenfalls so gut harmoniert, dass ich mir sofort wieder einen Törn mit allen vorstellen könnte. Die eine Woche ist für den Schärengarten einfach zu wenig. Ein Regentag verkürzt den Genuss für die Mitsegler schon sehr, besonders wenn man defacto nur fünf echte Segeltage hat. Die An und Abreise fällt immer weg.

Hier noch ein paar Eindrücke und wie immer

Handbreit,
Euer Segelmichel

Die Vorbereitungen laufen wieder ….

Werner hat uns alle in die Räume der Segelschule nach Lochau eingeladen. Am Freitag um 17:30 in die alte Fähre. Und es waren auch fast alle da. Meine Frau Sylvia konnte leider nicht teilnehmen, sie hatte sich vorher schon für 35 Jahre Abitur angemeldet. Auch ein Treffen, bei dem sie, wie sie dann berichtete Segler getroffen und sich gut unterhalten hat.

Wie ich zu diesem Törn gekommen bin, ist auch lustig. Bei einem Treffen mit Johannes, sagte er beiläufig „Du, ich habe mich für einen Törn in Schweden angemeldet. Und Rafi (Rafael) ist der Skipper. Vielleicht ist ja noch ein Platz für dich.“ Ich hab dann versuch Rafi per WhatsApp zu erreichen, der sagte mir dann auch gleich wegen einem bereits ausgebuchten Boot ab. Es wurden bereits zwei Boote, eines von Werner Sporer und eines von ihm, Rafael Fuchs, geskippert.

Schade, dachte ich. Insgeheim wollte ich doch meiner Frau endlich den Schärengarten und auch Stockholm zeigen. Vor zehn Jahren war ich bereits einmal dort und hatte den wohl besten und intensivsten Segeltörn erlebt. Gleichzeitig zum Besuch vor Ort las ich damals die Bücher von Stieg Larsson. Die Handlung dieser packenden und spannenden Geschichte spielte genau in der Gegend. Ob nun nach den vielen Jahren, die Erinnerung bereits verklärt ist? Immer wieder wenn magische Namen wie z.B. Sandham im Fernsehen oder Filmen zu hören sind, werden meine Erinnerungen an diesen Törn wachgerufen.

Jedenfalls ist mir alles, oder vieles noch im Gedächtnis und andere unbedeutende Törns habe ich mehr oder weniger auf einzelne Episoden verkürzt oder sogar verdrängt. (Aber hier in meinem Blog kann ich die Erinnerungen immer wieder auffrischen).

Nun werde ich also zum Wiederholungstäter… und wie ging das? Nach der Absage hatte ich den Törn „abgeschrieben“ und verdrängt. Andere Planungen waren bereits entstandenen. Da rief Florian, Werners Sohn und nun Leiter der Segelschule an. „Was machst du eigentlich vom 27. Mai bis 03. Juni?“ Ich musste grinsen und sagte: „Da habt Ihr doch Euren Schwedentörn ….“ Florian meinte: „Ja, der Vater …, und es sind so viele Anfragen, dass wir jetzt noch ein weiteres Boot chartern können“.

Dass ich zugesagt habe und meine Frau auch gleich auf den Törn gebucht habe, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Jedenfalls saßen wir am vergangenen Freitagabend, mit einem Freigetränk bewaffnet bei Werner in der alten Fähre und gingen minutiös den Törnplanung durch. Nach kurzer Vorstellung der Anwesenden, Verteilung der Unterlagen und Beantwortung aller Fragen, bleiben jetzt noch ein paar Kleinigkeiten bezüglich der Anreise zum Flughafen mit den anderen Anreisenden abzustimmen, aber im Prinzip kann es los gehen. Ich freue mich jedenfalls schon riesig, habe meine alten Bilder vom Schärengarten angesehen, die angelaufenen Häfen in der neuen Navi-Software gesucht und mich wieder intensiv mit dem Törnführer beschäftigt.

Stockholm und Schären, wir kommen ….

Ahoi,
Euer Segelmichel