Und wie wird das Wetter?

Woher bekommen wir „gutes Wetter“? Hier eine kaum beachtete, aber extrem hilfreiche Darstellung, die kaum einer kennt.

Jeder Segler bereitet sich so gut es geht auf seinen Törn vor. Dazu gehört auch ein guter Überblick über die Wetterlage und die Entwicklung der folgenden Tage.

Bei der Ausbildung lernen wir, egal ob SBF-See, SKS oder SSS, wo wir Wetterberichte herbekommen. Da ich mich nun schon länger damit beschäftige und einige für mich sehr hilfreiche Quellen und Inhalte gefunden habe, möchte ich ein wenig darüber schreiben.

Neben den vielen Helferlein auf den Smartphones gibt es den „guten, alten DWD“. Die Zentrale des Deutschen Wetter Dienstes ist bekanntlich im hessischen Offenbachbeheimatet, aber das ehemalige Seewetteramt in Hamburg gehört auch zum DWD. Dort wird also unser Seewetter gemacht. Viele Dienste, wie z.B. das Wetterfax, NAVTEX, die Seewetterberichte und vieles mehr, werden dort aktuell aufbereitet und über die verschiedenen Kanäle verteilt.

Wir Segler gehören zu den Fachnutzern. Etwas unscheinbar, in der rechten oberen Ecke gibt es diesen Begriff.

Klickt man dort drauf öffnet sich ein Menü und weiter unten erscheint eine eigene Seite nur für uns Segler (und natürlich die kommerzielle Schifffahrt).

Unter Seewetter aktuell, Nord und Ostsee tut sich ein wahrer Segen an Informationen auf. Etwas weiter unten möchte ich besonders auf eine Darstellung eingehen, die Seegangsvorhersage.

Hier wird über die in weiss gehaltene Landkarte die Isobarendarstellung gelegt. Die Windrichtung und Geschwindigkeit kann man an den Windpfeilen erkennen. Dies ist nicht der Bodendruck, sondern die Darstellung in 10m Höhe. Also genau der der Wind, der auf unsere Segel wirkt. Dann sind etwas unscheinbar rote Pfeile dargestellt. Dies symbolisiert den Schwell, also die vorausberechnete Richtung des Seegangs. Und nun der Clou, die vorausberechnete signifikante Wellenhöhe ist über die Farbskala ablesbar.

Seegangsvorhersage

Bei diesem Sturm über dem Ostatlantik sieht man Wellenhöhen von 14-30m. Das nenne ich echtes „Schietwetter“.

Diese Darstellung gibt es für den aktuellen Tag und verschiedene Seegebiete und jeweils in 24h, 48h oder 72h (als die nächsten drei Tage). Da das ganze am Smartphone, am Tablet oder am PC über den Browser abrufbar ist, sollte wirklich jeder in der Lage sein diese kostenlosen Informationen abzurufen. Auch mit einer Datenflatrate im europäischen Ausland sollte es kein wirkliches Hindernis geben.

Wir sind ja meistens oder immer wieder in Küstennähe und haben gute Mobilfunkabdeckung. Wenn wir auf längeren Passagen unterwegs sind, sieht die Sache etwas anders aus, aber dazu werde ich einen eigenen Blogartikel schreiben.

In diesem Sinne,
Handbreit, Euer Segelmichel ….

Und wie wird nun das Wetter?

Am letzten Wochenende machten ich und drei weitere Segelkollegen uns auf nach Hamburg. Es sollte ein langes und intensives Wochenende werden. Am Freitag am Morgen ging es los. Meine Kollegen kamen aus Vorarlberg und haben mich daheim aufgelesen. Lustigerweise saßen dann aber drei Deutsche und nur ein Österreicher in dem Wagen. Aber dank einer freizügigen EU können wir unseren Wohnort ja ohne Probleme wählen. Doch das soll von der eigentlichen Geschichte nicht ablenken.

Die Kreuzerabteilung des DSV bietet regelmäßig interessante Seminare an. So auch dieses Wetterseminar. Es sollte in den Räumen des DWD in Hamburg stattfinden. Das Seewetteramt, eine altehrwürdige Institution die in der Geschichte ihres Bestehens nur an einem einzigen Tag, dem 8.Mai 1945, keine Wetteraufzeichnungen gemacht und keinen Wetterbericht herausgegeben hat, war genau die richtige Location für unser Seminar.

Neben uns reisten noch viele Interessierte aus der ganzen Republik an und mit Blick auf die Landungsbrücken und den Hambuger Hafen vergingen die beiden Tage wie im Flug.

Das Highlight war für mich, das eigenhändige Zeichnen von Wetterkarten. Aus Stationsmedungen mit Luftdruck, Temperatur und ggf. Windrichtung und Stärke wird ein Wetterbericht. Plötzlich waren diese Karten nicht einfach nur Linien und kryptische Zeichen auf einem Papier, sondern begannen zu leben, sich zu bewegen. Abschätzen aus welcher Richtung der Wind kommt und vor allem, wie stark er wohl weht, das sind für einen Segler wirklich wichtige Fähigkeiten. Natürlich gibt es das Internet und viele Quellen guter Vorhersagen, aber weit weg von der Küste ist der Segler eben auf Sehen, Schmecken und Fühlen angewiesen. Auf ein inneres Bild des Wettergeschehens, und eben die Fähigkeit auch mit wenig Informationen die Situation besser einschätzen zu können. Es geht ja darum Gefahren zu erkennen und zu vermeiden.

Der Referent, der ehemalige Leiter des Seewetteramtes, machte seine Arbeit wirklich gut. In launiger und kurzweiliger Art und Weise gab er den Stoff zum besten. Zusätzlich hatten wir die Möglichkeit die Seewetter-Warnzentrale zu besichtigen. Dort sitzen an sieben Tagen rund um die Uhr Meteorologen, die das Wetter, die Meldungen und die Ergebnisse der immer wieder neu berechneten Prognosen, der einzelnen Wettermodelle vergleichen und für uns „Konsumenten“ übersetzen. Das Wetter-Fax, der kompakte Bericht für die einzelnen Seegebiete wird dort verfasst und wir können es dann z.B. mit Navtex empfangen. Beim nächten mal, werde ich ein Bild von den Menschen vor Augen haben, die ihn verfasst haben, wenn ich die Zeilen lese.

Zur Belohnung gab es am zweiten Tag noch einen atemberaubenden Blick von der Aussichtsplattform des Gebäudes hinunter zu den Landungsbrücken und über den Hafen.

Hamburg ist natürlich immer eine Reise wert. Es gab für uns Binnenländer viel maritimes zu sehen und zu bestaunen. Die beiden Abende haben wir außerordentlich gut gegessen. Aber vieles wartet noch darauf beim nächsten Besuch erkundet und besichtigt zu werden.

Die Fahrt zurück, bei der wir uns natürlich wieder am Steuer abgewechselt haben, verlief ohne große Störungen. Es war trocken, wenig Verkehr und der besonders nahe und volle Mond brachte zusätzliches Licht auf die herbstlich dunklen Straßen.

Soweit zum Wetter!

Handbreit, Euer Segelmichel