Und wie wird nun das Wetter?

Am letzten Wochenende machten ich und drei weitere Segelkollegen uns auf nach Hamburg. Es sollte ein langes und intensives Wochenende werden. Am Freitag am Morgen ging es los. Meine Kollegen kamen aus Vorarlberg und haben mich daheim aufgelesen. Lustigerweise saßen dann aber drei Deutsche und nur ein Österreicher in dem Wagen. Aber dank einer freizügigen EU können wir unseren Wohnort ja ohne Probleme wählen. Doch das soll von der eigentlichen Geschichte nicht ablenken.

Die Kreuzerabteilung des DSV bietet regelmäßig interessante Seminare an. So auch dieses Wetterseminar. Es sollte in den Räumen des DWD in Hamburg stattfinden. Das Seewetteramt, eine altehrwürdige Institution die in der Geschichte ihres Bestehens nur an einem einzigen Tag, dem 8.Mai 1945, keine Wetteraufzeichnungen gemacht und keinen Wetterbericht herausgegeben hat, war genau die richtige Location für unser Seminar.

Neben uns reisten noch viele Interessierte aus der ganzen Republik an und mit Blick auf die Landungsbrücken und den Hambuger Hafen vergingen die beiden Tage wie im Flug.

Das Highlight war für mich, das eigenhändige Zeichnen von Wetterkarten. Aus Stationsmedungen mit Luftdruck, Temperatur und ggf. Windrichtung und Stärke wird ein Wetterbericht. Plötzlich waren diese Karten nicht einfach nur Linien und kryptische Zeichen auf einem Papier, sondern begannen zu leben, sich zu bewegen. Abschätzen aus welcher Richtung der Wind kommt und vor allem, wie stark er wohl weht, das sind für einen Segler wirklich wichtige Fähigkeiten. Natürlich gibt es das Internet und viele Quellen guter Vorhersagen, aber weit weg von der Küste ist der Segler eben auf Sehen, Schmecken und Fühlen angewiesen. Auf ein inneres Bild des Wettergeschehens, und eben die Fähigkeit auch mit wenig Informationen die Situation besser einschätzen zu können. Es geht ja darum Gefahren zu erkennen und zu vermeiden.

Der Referent, der ehemalige Leiter des Seewetteramtes, machte seine Arbeit wirklich gut. In launiger und kurzweiliger Art und Weise gab er den Stoff zum besten. Zusätzlich hatten wir die Möglichkeit die Seewetter-Warnzentrale zu besichtigen. Dort sitzen an sieben Tagen rund um die Uhr Meteorologen, die das Wetter, die Meldungen und die Ergebnisse der immer wieder neu berechneten Prognosen, der einzelnen Wettermodelle vergleichen und für uns „Konsumenten“ übersetzen. Das Wetter-Fax, der kompakte Bericht für die einzelnen Seegebiete wird dort verfasst und wir können es dann z.B. mit Navtex empfangen. Beim nächten mal, werde ich ein Bild von den Menschen vor Augen haben, die ihn verfasst haben, wenn ich die Zeilen lese.

Zur Belohnung gab es am zweiten Tag noch einen atemberaubenden Blick von der Aussichtsplattform des Gebäudes hinunter zu den Landungsbrücken und über den Hafen.

Hamburg ist natürlich immer eine Reise wert. Es gab für uns Binnenländer viel maritimes zu sehen und zu bestaunen. Die beiden Abende haben wir außerordentlich gut gegessen. Aber vieles wartet noch darauf beim nächsten Besuch erkundet und besichtigt zu werden.

Die Fahrt zurück, bei der wir uns natürlich wieder am Steuer abgewechselt haben, verlief ohne große Störungen. Es war trocken, wenig Verkehr und der besonders nahe und volle Mond brachte zusätzliches Licht auf die herbstlich dunklen Straßen.

Soweit zum Wetter!

Handbreit, Euer Segelmichel