Von Pool nach Portsmouth – oder MoB Spezial

Seeanker treibt ab

Am folgenden Tag schlängelten wir uns aus dem Pooler Hafen wieder zurück Richtung Solent. Heute sollte ein einprägsames und wichtiges Thema für Yachten behandelt werden. Das Mann über Bord Manöver. Politisch korrekt auch Person oder Mensch über Bord genannt. Aber ich denke im Falle eines Falles ist die Verwendung der weiblichen oder der männlichen Variante ziemlich egal. Hauptsache das Manöver ist erfolgreich.

Bernd hat uns wieder drei Dinge eingeschärft:

  1. Das Manöver muss sicher für die an Bord verbliebene Mannschaft sein
  2. Es muss absolut Sicher für die Person im Wasser sein und
  3. Das Manöver muss in einem überschaubaren Zeitfenster ablaufen

Die bei den deutschen Segelschulen nach DSV-Prüfungsordnung abgenommenen MOB Manöver erfüllen meiner Ansicht nach keine dieser Bedingungen.

Denn wenn erst einmal eine Q-Wende gefahren werden muss und man sich bei schlechtem Wetter und schwerer See weit, also außer Sichtweite vom MOB entfernt, dann ist die Sicherheit schon mal sehr eingeschränkt. Wenn dann so ein stampfender Bug auf den Kopf des hilflos im Wasser treibenden MOB zuschießt, dann hätte ich einfach nur Angst, den MOB unter Wasser zu drücken.

Das Manöver läuft folgender maßen ab:

  1. Alam, Alle an Deck, Mann über Bord
  2. Ausguck stellen
  3. MOB Taste am Plotter drücken um die Position zu markieren

Während dessen fährt man in den Wind (maximal 2 Längen), rollt das Vorsegel ein und startet den Motor. Dann bringt man das Boot parallel zum Wind, so dass der MOB Mittschiffs in Lee vom Boot liegt und wartet bis man zum MOB getrieben wird. Jetzt kann man durch einkuppeln, Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt die Position zum MOB korrigieren oder halten.

Bei ein wenig Wind dauert es nicht lange bis man in Wurfweite der Rettungsleine und ein wenig später direkt neben dem MOB liegt. Jetzt kann mittels Bootshaken oder auch von Hand eine Leinenverbindung hergestellt werden und der MOB Mittschiffs über eine Talje oder ein Bergesegel aufgenommen werden.

Das ganze fühlt sich sehr unspektakulär an, denn es ist Still, es schlagen keine Segel. Man läuft nicht Gefahr zu überschießen und am MOB vorbei zu fahren und das Ganze geht Problemlos auch Solo, wenn man im letzten Moment auskuppelt und dann ganz in Ruhe zur Leeseite geht. Während des gesamten Manövers hat der Steuermann Sichtkontakt zum MOB. Besser kann man es eigentlich nicht machen.

Denkt mal drüber nach …

Danach durften wir wieder eine schöne Nachtansteuerung vorbereiten und die Port Solent Marina in Portsmouth ansteuern. Ich hatte das Vergnügen den letzten Teil, mit dem ganz engen Fahrwasser bis zur Schleuse pilotieren zu dürfen. Spannend, spannend, spannend! Besonders wenn einzelne Lichter einfach fehlen. Da ist es wieder gut, wenn genügend Redundanz in der Ansteuerung enthalten ist. Also verlässliche und vor allem genügend Seezeichen eingeplant und skizziert wurden.

Handbreit,
Euer Segelmichel

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