Es ist schon eine Weile her, aber ich denke ich sollte dennoch darüber berichten. Da ich diesen Sommer oder eigentlich das ganze Jahr über sehr viel zu tun hatte, war nie Zeit für eine länger Tour mit der Old Lady. Am 31. Oktober, also am Vorabend zu Allerheiligen habe wir uns nochmals auf den Weg gemacht. Meine beiden Old Ladys und ich. Ja, ihr erinnert euch, dass Sylvia „not so amused“ war, als die damals noch namenlose Old Lady zu uns gestoßen ist. Das Verhältnis der beiden hat sich im Laufe dieses Sommers sehr verbessert. Zum einen lobte Sylvia die Schönheit eines Holzbootes und zum andern hat sie viele Vorzüge entdeckt. Z.B., dass für den Kopf keine Gefahr durch den Großbaum ausgeht und dass es innen nicht gar so eng ist, wie z.B. bei der „Poseidon“, du verzeihst Thomas!
Wie gesagt, wir haben uns am Freitag, nachdem Sylvia vom arbeiten kam auf den Weg gemacht. Das Boot abgedeckt, alles gebunkert, die Schlafsäcke und Betttücher in Position gebracht. Ca. um 15:00 ging es los. Wir haben uns als grobe Richtung Meersburg vorgenommen, denn dort war ich schon mal im Hafen, als ich die Damen an Bord genommen habe, als wir zum Konstanzer Seenachtsfest unterwegs waren.
Nach einer geschlagenen Stunde waren wir fast an Langenargen vorbei, der Wind war einfach sehr schwach. Als Sylvia fragte, fahren wir jetzt Rückwärts? Mir war bei den extrem langsamen Geschwindigkeiten entgangen, dass wir mittlerweile weniger als die berühmte Handbreit Wasser unter dem Kiel hatten. Zum Glück waren wir nur knapp einen Knoten schnell. Aber mir war schlagartig klar, war jetzt zu tun war. Da nichts zu hören war, wenn wir vom leicht schlagenden Segel mal ansehen, muss der Kiel wohl Sand berührt haben. Auf der Seekarte, bzw. dem GPS-Track wird die Wassertiefe mit 5-7 m angegeben, das fand ich dann etwas übertrieben, denn die Old Lady hat nur 1,10 m Tiefgang.
Ich hatte den Motor blitzartig an und fuhr sofort volle Fahrt zurück. Der gute Farymann Diesel zog uns ohne zu murren rückwärts von der Sanbank. Wir waren dann auch schnell wieder mit richtigem Kurs unterwegs nach Friedrichshafen. Der Rest der Fahrt verlief sehr unspektakulär. Kurz vor Friedrichshafen mussten wir einem Kursschiff, einem Katamaran Vorfahrt gewähren. Die kommen mir 40 km/h angebraust, da waren wir mit unserem bisschen Wind wohl eher einstehendes Hindernis, aus Sicht des Kats.
Um in den Hafen vom Würtembergischen Yacht Club einzulaufen muss man genau zwischen Dalben oder Seezeichen durchfahren. Mittlerweile war es aber Stockdunkel und man konnte mit Mühe die Leuchten der Einfahrt erkennen. Da ich dort eingekrant hatte und quasi die Junfernfahrt unter Motor von Friedrichshafen bis Gohren mit der Old Lady bestritten habe kannte ich die verwinkelte Einfahrt. Woran ich mich aber überhaupt nicht erinnern konnte, waren die Seezeichen der Einfahrt. Von Brückendurchfahrten oder auch von der Einfahrt in die Ultramarin Marina kennte man die auf einer Spitze stehenden Quadrate, bei denen eine Seite rot und die „gute Seite“ weiß gefärbt ist. Hier vor dem WYC war aber alles pechschwarz. Erst auf den letzten Metern, die wir unter Motor und mit extrem langsamer Fahrt machten, ich wollte ja keine zweite Grundberührung riskieren, sah man grün und weiß. Aber grün war innen im Fahrweg und weiß außen. Da drehte ich erst mal ab und musste mich besinnen. Ich hatte weiß auf der Innenseite erhofft. Aber da am See nichts wie international üblich und genormt ist, war wohl die grüne Seite die Gute.
In Schleichfahrt ging es in den Hafen. Nach Drei und einer Halben Stunde waren wir im WYC Hafen angekommen. Dieselbe Strecke habe ich damal bei der Junfernfahrt in 1.22 unter Motor zurück gelegt. Man sah wirklich nichts. Ein paar wenige Boote die man in der Dunkelheitbschemenhaftvausmachen konnte, lagen noch im einzelnen Boxen. Ich ging am Gästesteg längsseits, wir machten die Old Lady fest und ich machte mich auf die Suche nach dem Hafenmeister. Der war schon in der wohlverdienten Winterpause. Also blieben wir einfach liegen. Sylvi fragte im Verinslokal, dass eine öffentlichenGaststätte ist, nach den Sanitäranlagen, aber die waren auch schon zu. Mit Seglern rechnet um diese Zeit niemand mehr. Aber etwas weiter befand sich ein öffentliches WC, dass im übrigen sehr sauber und gepflegt war.
Also keine Gefahr in der Nacht. Für uns begann die erste Nacht in einem fremden Hafen. Die Old Lady hat sicher schon viele fremde Häfen gesehen, aber zusammen haben wir eben unsere erste Nacht fern vom eigenen Liegeplatz begonnen. Passend zum Abendnebel und den etwas frischeren Temperaturen gab es ein gutes Käsefondue. Mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass die Temperatur im Boot langsam stieg. Sylvi war schon dick eingepackt und lag bald unter einer kuscheligen Decke. Irgend wann im Laufe des Abends verkrochen wir uns dann in die wirklich warmen und angenehmen Daunenschlafsäcke.