Heute haben wir die gute Miona richtig nass gesegelt. Eigenlich hatten wir uns einen Ankerplatz im den äußren Schären ausgesucht. Aber heute haben wir uns entschieden auf
Nummer sicher zu gehen. Wir fuhren mit 5 bis 6 Knoten halben bis raumen Wind. Je weiter wir nach draußen kamen um so kabbeliger wurde das Wasser. Unser Weg wäre durch enge Passgen querab gegangen. Doch das war bei diesem Wind unmöglich. Wir überlegten hinter der nächsten Insel in Deckung zu gehen, aber wir waren schon so weit draußen, dass die Schären nicht mehr bewaldet und auch sehr flach waren. Also Halse und zurück. Doch das ging nicht mehr, zumindest nicht ohne zu kämpfen. Der Wind war nun deutlich heftiger als in der Vorhersage. Gefühlte 6 und in Böhen 7 Bf. Die gute Miona ächzte und der Baum bog sich bei halbem Wind extrem durch.
Nun hieß es Segel dicht und gegenan kreuzen. Bei der ersten Wende sah die Welt nicht mehr so rosig aus, wie am Morgen, als wir nur Raumschots vor uns hin träumten.
Die folgenden zwei Stunden stampften wir durch Wellen und schossen mit mehr als 6 kn am Wind und extremer Lage durch das Wasser, aber an Reffen war nicht zu denken. Teilweise sah ich aus dem Cockpit in die Kabine und durch die Seitenfenster, die wohlgemerkt über Deck lagen, nur noch grünes Wasser. Bei jeder zweiten Welle wurde ich komplett geduscht, aber die Softshell-Jacke hielt erstaunlich lange das Wasser ab.
Alex konnte immer wieder hinter dem Aufbau in Deckung gehen, aber an der Pinne war ich froh nur kurze Hosen an zu haben, denn das war nicht so kalt, wie die mittlerweile komplett durchnässten Sachen am Oberkörper.
Je weiter wir zurück Richtung Furusund kamen, desto eher beruhigte sich die Szenerie. Wir hatten auch wirklich genug Salzwasser geschluckt und geduscht.
Auf der Höhe von Kappelskär flüchteten wir spontan in einen kleinen Naturhafen mitten im Naturreservat Ridderholmen.
Die Einfahrt war mit Spieren ausgesteckt, ohne diese Navigationshilfe wären wir auf die Felsen in der Einfahrt gedonnert. Nach dem Festmachen, glaubten wir immer noch zu segeln, so stark waren Wind und Welle im Hafen.
Als erstes begannen wir mit dem Trocknen unserer Sachen. Durch die wirklich exteme Lage, auf jedem Bug mussten wir immer wieder Waschbord fahren, war im Boot dann doch so ziemlich alles nass, was nicht im Vorschiff in den wasserdichten Taschen war.
Nach einer Erholungspause mit Anlegebier, dieses mal aber mit einem Schluck für Rassmus, erkundeten wir dann die bezaubernde Umgebung.
Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, ist der Wind, der heute mit 11 m/s und in Böhen sicher 15 m/s hatte, komplett eingeschlafen. Der Sund, auf dem wir heute Meterwellen mit weißer Gischt hatten, liegt wieder da wie ein Ententeich.
Dank Pasta, Pesto und Vino Rosso sind wir auch wieder hergestellt. Nun lauschen wir noch ein wenig den vielen Vögeln, Enten, Schwänen und Wildgänsen … Ein Traum!
Da der Wind in der Nacht auf Nord dreht haben wir hier doch noch Schutz gefunden.
Ahoi und schöne Grüße vom
Segelmichel