5 Bft und eine Hand zu wenig

Am letzten Wochenende war ich am Samstag mit meinem Sohn Andy segeln. Zumindest war das unser Plan. Wir mussten erst noch Wasser aus der Bilge entfernen, denn jetzt habe ich gesehen, wo die „Old Lady“ ein wenig inkontinent ist. An der neuen Motoreinhausung kommt das Wasser je nach Wind- und Regenrichtung in Bindfäden ins Boot. Da muss noch einiges abgedichtet werden. Aber wenigstens ist klar, dass das Wasser von oben und nicht von unten kommt.

Wie gesagt, das Wasser musste mit Schwamm und Pütz entfernt werden. Danach wollte Andy im Laden noch Schuhe anschauen, die wir dann auch gekauft haben. Bis wir dann mit gerefftem Groß und Fock statt Genau ausgelaufen sind, frischte der Wing bereits von 3 auf über 5 Bft auf.

Bereits in der Hafeneinfahrt stand eine Welle von ca. 1,50 m. Das klingt jetzt für erfahren Nord- und Ostseesegler nicht besonders hoch. Allerdings ist die Wellenlänge auf dem Bodensee je nach Windrichtung sehr kurz.

Es sollte für den Vorschiffsmann also ein wildes auf und ab werden. Ich ließ Andy die Pinne übernehmen und er fuhr wirklich sehr gut gegen die Wellen und den Wind an. Also traute ich mich nach vorne um das Groß zu setzen.

Während ich mich dort zu schaffen machte, löste sich die Fock mehr und mehr vom Gummispanner. Ich hatte heute darauf verzichtet die Fock mit einem Tampen festzulaschen. Dies war unser erster Fehler. Denn nach kurzer Zeit begann die Fock von alleine zu steigen und ich musste schnell beginnen ein sich anbahnendens Wuhling aus Fockschoten und Fockfall zu entwirren. Das ging nur, indem ich das Groß in Ruhel ließ und die Fock versuchte etwas höher zu ziehen.

Während meiner Bemühungen merkte Andy, dass die Old Lady immer wenn das Heck nach einer Welle aus dem Wasser tauchte kaum mehr steuerbar war. Bei Geradeausfahrt ist auch das kein Problem, aber wenn man einem anderen Segler ausweichen will, der ebenfalls Probleme beim Setzen der Segel hat, kann das schon mal zu brenzligen Situationen kommen.

Die Fock hatte mir mitlerweile einen blutigen Scheitel gezogen dess sie schug wild hin und her. Bei einer Bö wurde der Bug nach Steuerbord gedrückt und Wind und Welle legten uns beinahe flach hin. Dabei fiel ich dann Rücklings nach hinten auf´s Deck, konnte mich aber sicher zwischen Relingsstütze und Deckshaus festhalten.

Daraufhin gab ich Andy das Zeichen abzudrehen in Richtung Hafen. An ein Setzen des Segels war nicht zu denken. Mittlerweile war auch klar, dass das 1. Reff nie und nimmer reichen würde. In Böen war der Wind eher 7 Bft stark. Die Starkwindwarnung war mittlerweile auch in eine Sturmwarnung übergegangen.

Mit dem Wind im Rücken, die Wellen abreitend, konnte ich nun ohne Stress das Wuhling auflösen. Es war sofort ruhiger und das Schiff tanzte nicht mehr Rock´n Roll. Nachdem ich vorher breits mehrfach komplett „unter Wasser“ und damit richtig Naß war, hatte ich auch keine Lust nochmals in den Wind zu drehen.  Beim Einlaufen sah ich dann, dass die Großschot komplett ausgerauscht war und Andy es geschafft hatte diese abzufangen, damit sie nicht in die Schraube kam. Er hat alles richtig gemacht. Da bin ich nun auch ein wenig stolz.

Ich fasse nochmals für uns zusammen, was wir beim nächsten mal anders oder besser machen wollen:

  1. Niemals einen Gummispanner zum Festlaschen der Fock verwenden
  2. lieber die Sturmfock als die „normale“ verwenden
  3. das Groß lieber ins zweite oder ins dritte Reff einbinden, denn ausschütteln geht immer, bei 1-2 m Welle ein weiteres Reff einbinden geht nicht.
  4. bei solchen Bedingungen mit der Old Lady nicht zu zweit, sondern eher zu dritt auslaufen. Andy hat alles sehr gut gemacht, aber er ist trotzdem noch ein Anfänger.

In diesem Sinne

Mast und Schotbruch
oder immer eine handbreit Bier im Glas

Euer Segelmichel

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