Nach den vielen Regenfällen der vergangenen Tag sagte die Wettervorhersage für den gestrigen Freitag Sonne satt voraus. Deswegen habe ich am Donnerstag am Abend noch die Tasche gepackt und bin zur Old Lady gefahren. Die üblichen Arbeiten standen an, Ganzpersenning entfernen und verpacken, Wasser holen im neuen Faltkanister und das kleine Sonnensegel aufbauen, damit am Morgen wenigstens das Cockpit nicht total feucht ist. Es ist zwar bereits Juni, aber am Morgen wird es immer noch empfindlich kühl und die feuchte Luft kondensiert sofort.
Die erste böse Überraschung gab es beim Füllen des Kanisters, denn genau an den Ecken, an denen er so schön klein zusammen gefaltet ist, waren nach dem ersten füllen bereits Haarfeine Löcher. Zwei hauchdünne „Wasserstrählchen“ beförderten das kühle Nass wieder nach draußen. So konnte ich den Kanister also nicht lagern. Was lag also näher, als ihn ins Waschbecken zu stellen. Schließlich habe ich den Grauwasserauffangbehälter bereits letztes Jahr angeschlossen. Was aktuell fehlt, ist die Verbindung von der Fußpumpe zum Wasserhahn und die erste Füllung des Wassertanks. Aber darauf will ich eigentlich vorerst verzichten.
Am anderen Morgen stand das Waschbecken halb voll, bis eben der Pegel im Behälter und im Waschbecken gleich waren. Ein schönes Geräusch, dieses Plätschern, als ich den Stöpsel im Waschbecken dann gezogen habe. Es funktioniert also …
Dann bereitete ich mir den üblichen Kaffee mit der italienischen Kaffeemaschine. Leider ergibt das immer nur eine Tasse, aber dafür ist er sehr stark und schmeckt gut. Schnell noch Wasser aufgesetzt und einen Caro-Kaffee und eine Kanne Tee für den Tag angesetzt. Jetzt noch ein paar Cookies und der Tag kann beginnen.
Bis Andy vorbei kommt, sollte es noch ein wenig dauern, also könnte ich noch ein paar Pflichtarbeiten erledigen. Ich habe einen besonders langen Festmacher angefertigt, der mir bei Solo-Touren als Sorgleine dienen soll. Dem habe ich gleich zwei ordentliche Taklinge verpasst. Danach habe ich die Fuge zwischen den Haltegriffen und dem Deckshaus mir weißem Sikkaflex verschönert. Ich war noch mitten in der Arbeit, da kam Andy bereits. Er hatte eine schöne Motorrad-Route ausgesucht und wollte eben nicht bereits am Vorabend anrücken und den ganzen Tag bleiben. Allerdings sollte unsere gemeinsame kleine Ausfahrt nicht mit besonders viel Wind gesegnet sein. Aber es war sehr entspannend und gegen Mittag setzte ich ihn dann wieder im Hafen ab.
Ich begann dann noch ein wenig weiter zu werkeln. Der Kabelbaum, der vom Motor zum Bedienpaneel führt enthielt noch ein „undefiniertes“ Kabel. Was da wohl für ein Signal oder für eine Spannung ankommt? Ich hatte versucht bei Farymann etwas über die Motorelektrik zu erfahren. Nach einigem Suchen bin ich auch fündig geworden. Den Schaltplan habe ich einigermaßen verstanden, es sollte noch Anschlüsse für einen Drehzahlmesser geben. Ich wollte aber eine Spannungsanzeige und einen Betriebsstundenzähler anschließen, die ich bereits in vorhandene Löcher im Cockpit eingebaut habe. Also bin ich mit dem Multimeter angerückt und habe bei eingeschaltetem Motor 12,8 V gemessen. Und bei laufendem Motor zu meiner Freude ebenso. Jetzt gab es also eine elegante Lösung, ohne dass ich weitere Kabel vom Motor oder der Batterie unter dem Cockpitboden in Richtung Steuerpaneel ziehen musste. Für den Pinnenpilot hatte ich bereits ein weiteres Kabel, abgesichert mit 10A vom neuen Verteiler an der Starterbatterie zur anderen Seite verlegt. Der eiserne Gustav ist ja zum einen sehr wichtig für mich, wenn ich alleine segeln will und zum anderen meist in Betrieb, wenn ich unter Motor fahre. Warum soll er dann also nicht an der Starterbatterie hängen, die wird ja auch vom Motor gespeist.
Eigentlich wäre es jetzt auch möglich gewesen, den eisernen Gustav (Raymarine ST1000+) an die Versorgungsbatterie zu hängen, denn ich habe seit dieser Saison einen Sterling B2B Lader BBW1225. Damit wird die Versorgungsbatterie bei Motorbetrieb mit aufgeladen, sobald die Starterbatterie wieder voll ist. Eine tolle Sache, denn es wird mit IUoUo-Kennline passend für den Batterietyp geladen. Damit brauche ich keinen Landstrom um die Batterien zu laden, ein halbes Stündchen mit dem Motor fahren reicht bereits. Aber egal, der Eiserne hängt direkt an der Starterbatterie und solle in Kürze zu Ehren kommen. Denn der Wind war wieder ein bisschen stärker geworden, mein Parkschein war noch bis 20:45 gültig, warum also nicht noch mal raus fahren.
An- und Ablegen geht alleine schon ganz gut. Das habe ich bereits oft gemacht. Aber ich habe mich bisher nie getraut die Segel zu setzen, wenn ich alleine bin. Denn unter Motor, also gegen den Wind, kann und darf man die Pinne der Old Lady auf keinen Fall loslassen. Denn nur unter Segeln fährt die Dame einfach geradeaus, wenn sie denn gut getrimmt ist. Unter Motor schlägt die Pinne wild aus und meistens geht das Boot sofort auf Kreisfahrt. Und zwar sehr enge Kreise, passend zur „harten Ruderlage“.
Vor lauter Spannung und Aufregung habe ich nun weder ein Bild gemacht, noch habe ich das Tracking von der Navionics-App gestartet. Zweiteres habe ich dann aber nachgeholt und wenigstens den Track vom Bergen der Segel aufzeichnen können.
Der letzte Schlag, der fast genau Richtung Westen geht, den hat der Eiserne gesteuert während ich die Segel geborgen und die Fender in Position gebracht habe. Wie mit dem Lineal gezogen. Trotz Wellen von Motorbooten und Kursschiffen. Er hat richtig gut gesteuert. Ich kann also sagen, es geht …. Auch Solo.
Handbreit,
Euer Segelmichel