Mastlegen als Auftakt zum Winterblues

Der November geht zu Ende, der erste Advent steht vor der Tür und weitere Herbststürme und Frost werden erwartet. Es gibt zwar immer wieder warme und sonnige Phasen, die jedoch am See immer unter einer dicken Nebeldecke verschwinden. Diese Glocke hüllt alles in ein graues und feucht kühles Nass ein. Selten wird es warm und sonnig. Aber genau heute, als wir beide uns aufgemacht haben, das Boot auszuräumen und den Mast zu legen, war wieder so ein Tag.

Aber wie legt man nun den Mast? Beim Mast stellen hatte mir Florian, der Bootsbauer geholfen. Sprich, wie bei jeder Yacht haben sie den Kran bemüht und den Mast abgestellt. Die Old Lady hat aber eine Mastlegevorrichtung. Allerdings habe ich diese nie in Aktion gesehen. Vielleicht hilft dieser Beitrag auch dem einen oder anderen bei genau diesem Problem.

Nach einigen Recherchen fand ich in einem Forum eine Skizze, die den prinzipiellen Aufbau erläutert. Beim Inspizieren des Schiffes hatte ich damals auch einiges gefunden, was darauf hin deutet, dass der Mast selbst zu legen und wieder zu stellen ist.

Das ist ja auch eine wirklich praktische Sache, denn so könnte ich unter der Rheinbrücke in Konstanz hindurch um z.B. zur Reichenau und zum Gnadensee zu kommen. Aber wenn man es noch nie gemacht und geübt hat, dann zeigen sich schon ein paar Sorgenfalten auf der Stirn.

Mastlegevorrichung
Mastlegevorrichung

Am Mastfuß befindet sich eine kurze Steckverbindung, auf die ein Gestänge aufgesteckt wird. Die Spitze dieser Stange wird mit einem dreifachen Flaschenzug am Bug festgehalten. Das Vorstag wird direkt an dieser Stange angeschlagen. Die Oberwanten sind an einem Gestänge angeschlagen, ähnlich wie auf der Skizze. Dadurch wird der Drehpunkt genau auf Höhe der Achse verlagert und die Oberwanten können angeschlagen bleiben und stabilisieren den Mast in der Bootsachse. Er kann also nicht nach Backbord oder Steuerbord auswandern.

Jetzt hatte ich mächtig „Schiss“, dass der Mast einfach umfällt. Deswegen sollte meine Liebste die Schot halten, die zur Sicherheit noch angeschlagen war. Ich machte mich nun daran die weitere Verstagung, bzw. die Wanten zu lösen. Der Mast bewegte sich nicht. Ich löste auch das Oberwant etwas, so dass der Mast eigentlich nur noch am Vortstag gehalten wurde. Die Achse, im Mastfuß war natürlich auch lose. Aber nichts rührte sich. Mittlerweile stemmte ich mich fest gegen den Mast und nichts geschah. Lediglich ein minimaler Ruck und leichtes Wackeln der Mastspitze war zu bemerken.

Sollte der Flaschenzug so gut halten? Jetzt wurden wir mutiger und lösten die Talje etwas und nach festem Drücken gegen den Mast bewegte er sich nun ganz leicht und ganz wenig in Richtung Heck. Wir begannen die Talje mehr nachzugeben und siehe da, er bewegte sich ohne Probleme und ganz leicht. Sylvia konnte die Talje quasi mit zwei Fingern halten.

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Jetzt konnte ich übernehmen und wir ließen den Mast bis auf das Deckshaus herunter, wo schon zwei Kissen den Mast erwarteten. Erst im letzten Drittel wurde der Kraftaufwand größer der nötig war um den Mast noch zu halten. Als er dann schließlich lag, musste lediglich die Achse entfern und der Mast im Ganzen nach vorne verlagert und fixiert werden.

Als dies dann auch geschehen war, zog schon wieder Nebel auf und es wurde kühler. Sylvia wärmte sich unten im Boot am Heizlüfter, während ich den Rest klarierte, damit wir zum Kran fahren konnten. Da ich auch in Gohren noch nie am Haken hing, war auch dies spannend.

Genau als ich zum Kran wollte zog natürlich eine andere Yacht dort ihre Kreise. Aber die wollten nur neben dem Karan anlegen und machten mir das Manöver ein wenig schwieriger. Ich navigierte also sehr sehr langsam um in einem Zug direkt in die Schlaufen des Kranes zu zirkeln.

Der Hänger stand schon unweit des Kranes bereit die Old Lady wieder für den Winter in seine „Arme“ zu schließen. Wir waren schneller draußen, als ich gedacht habe. Mit zwei Euro konnte ich noch beim Dampfstrahler der alten Dame eine Wäsche „unten rum“ ermöglichen. Es war fast nichts mehr vom VC 17, der schönen kupferfarbenen Schutzschicht vorhanden. Aber einige Stellen waren schon etwas moosig. Der Dampfstrahler entfernte alles.

Wir machten uns dann auf den Weg nach Friedrichshafen zu Kollmars Werft. Denn Bug- und Heckkorb waren ein wenig locker und Florian hatte mir zugesagt, dass noch nachzubessern.

Micha, der Bootsbauergeselle, wollte dann am Folgetag den Motor noch einwintern, dass der Frost weder dem Wassersammler, noch der Motorkühlung etwas anhaben kann.

In ein paar Tagen kann ich die Old Lady dann wieder abholen um sie in Schuppenberg überwintern zu lassen.

Jetzt beginnt der Winterblues. Aber in wieviel Tagen ist eigentlich Frühlingsanfang?

Handbreit,

Euer Segelmichel

Und Heim am Stück

Am Montag Morgen war natürlich wieder der übliche Bodenseenebel über dem See. Im Hinterland wurde es heller aber die Sonne schaffte es lange nicht den Nebel weg zu heizen. Aber mit einigen Thermoskannen voller Tee, dem einen oder anderen Stückchen Stollen oder Lebkuchen, schafften wir dann den Heimweg von gut 14 sm in vier und einer Dreiviertelstunde.

Wie man unschwer auf dem Plot erkennen kann, ging es unspektakulär fast immer auch einem Bug in Richtung Heimat.

Als wir dann gegen 14:00 wieder in Gohren fest machten, kam natürlich bereits die Sonne zum Vorschein. Wir saßen noch eine ganze Weile in Cockpit und saugten die Wärme auf. Sylvia wolle auf jeden Fall noch bei Tageslicht das Boot abdecken. Und so glaube ich, hat sie sich wieder auf eine etwas wärmere Umgebung gefreut.

Jedenfalls waren es sehr angenehme drei Tage. In der Hoffnung, dass wir noch ein paar Segeltage nutzen können, bevor die Old Lady ins Winterlager überführt wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Handbreit, Euer Segelmichel

Zum Waschplätzle

Wie ging es dann am folgenden Tag, dem 01. November weiter? Nach einem kleine Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Meersburg. Dieser Tag sollte nun endlich auch ein echter Segeltag werden. Um 9.00, früher haben wir uns nicht in den Nebel hinaus gewagt, wurde es ein wenig heller und wir fuhren aus der friedrichshafner Bucht in Richtung Seemitte um dann möglichst auf einem Bug bis nach Meersburg zu kommen. Die Windrichtung, ein leichter Nord-Ost sollte es ermöglichen den Rest des Tages mit halbem Wind bis nach Meersburg zu kommen. Aber wie so oft, um die Mittagszeit schlief der Wind dann ein. Also Motor an, wir wollten ja nicht erst mitten in der Nacht in den Hafen kommen.In den folgenden fünfeinhalb Stunden schafften wir immerhin fast 12 sm. Allerdings einigendste dem Diesel und nicht wie gehofft mit dem Wind von der Seite. Aber um halb Drei liefen wir dann in einen Menschen- und auch Bootsleeren Hafen ein. Das Waschplätzle in Meersburg. Nah bei der Stadt und direkt neben der Therme. Wir tankten erst mal die Sonnenstrahlen und genossen die plötzliche Wärme.

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Der Hafenmeister hatte sich bereits mit besten Wünschen für das neue  Jahr und Weihnchtsgrüssen abgemeldet. Also waren auch hier die sanitären Einrichtungen im Winterschlaf. Die Therme Meersburg sollte für uns die Station zur Körperpflege werden. Zwei Stunden im wirklich angenehm warmen Badewasser, mir Massagedüsen und Blubberbecken, danach waren wir wieder richtig hergestellt.

 

 

Mit dem letzten Licht des Tages machten wir uns dann in die kleine aber feine Altstadt. Ein nettes Lokal war schnell gefunden und mit Pizza und Fischteller und Meersburger Wein ließen wir den Abend ausklingen.