Ankommen und Einklarieren

Nachdem ich gestern wie üblich ca. um Sechs das Licht der schwedischen Sonne erblickte versuchte ich das Arbeitsgeräusch des in meinem Zimmer nächtigenden Waldarbeiters geflissentlich zu überhören. Aber ab halb sieben waren die nasalen Sägegeräusche für meine empfindlichen Ohren so unüberhörbar, dass ich mich in die Lobby des Hotels zum Frühstücken trollte. Wir waren am Vorabend noch in das direkt am Flughafen liegende Connect-Hotel eingezogen. Einfach nur mit Sack und Pack über die Straße und s hon standen wir in dem modernen Schlaftempel. Wirklich ein schmuckes Ding. Mit Corrona Bier und Natschos konnten wir die Zeit bis zum Eintreffen unseres Abendessens einigermaßen überbrücken. Die als Vorspeisen gedachten Schrims-
Toasts, Röksmörgås, wie unsere Wikingerfreunde sagen, wurden gleich von einem Hamburger und einem Stück Roastbeef begleitet. Der Koch hatte noch um die Ecke gelinst, ich hoffte um unseren Hunger zu taxieren. Wahrscheinlich eher weil er endlich Feierabend machen wollte. Der Hunger wurde aber mehr als gestillt. Es war ausgezeichnet. Der Hamburger von Alex war von der Konsistenz eher wie die Elchklopse bei IKEA. Vermutlich war es einfach auch Elchfleisch. Die Portionen waren so üppig, dass wir den Lift wegen Überlastungsgefahrieber nicht mehr nahmen.
Im Zimmer angekommen, vielen wir dann auch schon bald indem komatösen Schlaf, aus dem mich dann besagter mitreisender Waldarbeiter dann wieder weckte. Die Zimmer, im Stil einer futuristischen Jugenherberge hielten ihr Versprechen. Ich hatte einend Quicksleep Room gebucht. Etagenbett, ein Kleiderhaken, Dusche und WC auf dem Gang. Aber fair im Preis und wirlich toll.

So, nun saß ich also in der Lobby und begann meinen morgentlichen Blog zu schreiben, frühstückte und begann mit der Routenplanung auf unserem Navigationscomputer. Das schmucke Net-Book hat einen sehschlitzartigen Monitor, verglichen mit der komfortablen Zweimonitolösung, die ich von meinem Arbeitgeber her gewohnt bin.
Man sieht von den Seekarten dann ungefähr so viel wie ein Panzerfahrer von der Lüneburger Heide. Nach ein paar Minuten hat man sich dann aber daran gewöhnt. Mach dem dritten Schlag, den ich ausgeknobelt habe und nach einem reichhaltigen und leckeren Frühstück gesellte sich dann auch der bereits erwähnte „Waldarbeiter“ zu mir. Mittlerweile schächelte der Akku vom kleinen Netbook und die Törnplanung wurde erst mal unterbrochen.
Nachdem ich dann mit Alex noch die eine oder andere heiße Schokolade getrunken und eine Schüssel Müsli verdrückt hatte machten wir uns dann ans Packen und wollten dann in Richtung Flughafenbus. Die nette Elinor hat uns dann für unseren Rückflug eich noch ein Zimmer reserviert. Wir erkundigten uns noch nach der Abfahrt des Busses. Vermutlich berücksichtigte sie schon unser Gepäck, dass uns enorm in unserer Marschgeschwindigkeit bremste, als sie sagte, der nächste Bus fahre um zwölf. Aber als wir, trotz des kühlenden starken Windes, verschwitzt an der Bushaltestelle ankamen, standen da schon Leute in der Schlange. Und genau in dem Augenblick als Alex auf der Suche nach einem Bankomaten im Flughafen verschwand bog auch schon unser Bus nach Stockholm um die Ecke. Vorsorglich packte ich unser Handgepäck und die vier großen Taschen in den Kofferraum. Von Alex keine Spur. Nach einem kurzen Sprint in Richtung Ankunftshalle sah ich viele Menschen, aber keinen Alex. Ich entschied mich also zum Bus zurück zu kehren und mich gegebenenfalls vor den Bus zu werfen. Nicht um den Bau einer intergalaktischen Hyperautobahn zu verhindern, sondern einfach nur bis der liebenswürdige segelnde Waldarbeiter auch in den Bus eingestiegen war.

Im letzten Moment, ich stand schon vor dem Bus, kam er dann doch. Erleichtert nahmen wir dann noch auf den letzten beiden Sitzen platz. Nach einschläfernden Autobahnmeilen kam dann Stockholm in Sicht. Das Cityterminal machte seinem Namen alle Ehre.

Also wurden jeweils 10 kg Hangepäck und jeweils zwei Taschen à 15 kg geschultert. Pro Person also Schlappe 40 kg und die kleinen Add-Ons aus dem Duty-Free Shop.
Nach ein paar Metern begann ich zu fragen wer eigentlich die saublöde Idee mit dem Wein gehabt hatte. Zum Glück hat die Airline eine Gewichtsbegrenzung zum Schutz redlicher Segler herausgegeben. Nach einigem Suchen haben wir die Tunell-Bahna, wie die Wikinger sagen gefunden. Alex hat sich sofort auf die Suche nach dem Infoschalter gemacht. Nach einer ewigen Tour durch das riesige Bahnhofsgebäude kam er dann schweißgebadet mit den Tickets in der Tasche wieder an. Ich wollte ihn anrufen in welchem Lokal er denn sitzt, aber das Info hopping ein Zickzack durch Menschenmassen und lange Gänge hat einfach gedauert.
Dank Google und der Webseite www.sl.se hab ich mittlerweile auch herausgefunden dass wir mit der roten Linie, der 14 bis zur technischen Hochschule müssen und dann in die Rosslagsbahna in Richtung Österskär umsteigen.
Alex wusste das dann auch schon, hatte dann aber aufgrund seiner sportlichen Einlage auch schon die Tickets. Wir konnten dann ohne große Wartezeiten ganz gemütlich, sofern man bei 40 kg geschultertem Gepäck überhaupt an das Wort Gemütlichkeit denken kann, unsere Anreise fortsetzen. Nach weiteren nachdenklichen Momenten ob wirwirklich so viel Wein bräuchten, kamen wir dann am Steg an. Die beiden einzigen Folkeboote sah ich schon von weitem. Ein Traum von einem Boot. Zwar noch unter einer blauen Persenning versteckt, aber unzweifelhaft ein Hingucker. Nach kurzem Telefonat mit André Krassmann, unserem Vercharterer, sollten wir schon mal an Bord gehen und uns mit der Lady vertraut machen. Wir packten unsere Taschen ins Boot und schauten uns gründlich um.

Etwas später kam dann Lars vorbei und lüftete die letzten Geheimnisse, z.B. wie man den Kocher oder den Motor in Betrieb nimmt. Wir man das Ladegerät von der Batterie nimmt und von Landstrom wieder auf das Bordnetz umschaltet. Und ganz wichtig wo und wie der Tisch montiert wird.
Seekarten, Hafenhandbücher, alles an seinem Platz. Nachdem Lars die letzten Arbeiten an der Baumgabel abgeschlossen hatte wünschte er uns auch schon einen schönen Törn und die Miona gehörte uns.
Jetzt machten wir uns daran den Weinkeller in der Bilge, den „Kleiderschrank“ und alles andere einzuräumen.
Es ist immer wieder erstaunlich wie sich so ein Berg an Gepäck völlig natürlich in ein eher kleines Boot integrieren lässt.
So und nun auf zum Bunkern, schließlich ist morgen Sonntag und wir wollen zum einen unseren ersten Schlag beginnen und auch nicht verhungern oder gar verdursten. Nach kurzem Fußmarsch zurück zum Bahnhof haben wir dann den Supermarkt gefunden.
Brot, Gemüse und Lachs, Butter, Tee, Wasser, Limonaden, Kekse, Schokoladen, Pasta, Soßen, Öl und Dosenbier, Wurst, Schinken, Käse und vieles wandert zuerst in den Einkaufswagen und dann nach kurzer Fahrt mit selbigen Einkaufswagen direkt in den Bauch unserer Miona.

Ahoi und schöne Grüße vom

Segelmichel

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