Der längste Schlag zur kleinsten Bäckerei der Welt

Mittwoch ging es dann eine Stunder früher los als sonst. Punkt 9:00 konnte ich den Jockel anwerfen um aus dem Wasahafen zu tuckern. Nach anfangs etwas schachem Wind wurde es zusehends besser. Noch im Stockolmer Saltsjön ging es Raumschots mit 4 kn zurück nach Vaxholm. Alex ist mir vorauter Langeweile mehrfach einhenickt Mir ging es ebenso. Die Sonne meinte es gut und mit dem Wind von hinten wird es schon recht warm im Cockpit. Nach Waxholm Namen wir dann einen neuen Weg und prompt wollte einer der Schärendampfer in einer Engstelle an uns vorbei. Das Fahrwasser war aber keine 20 m breit. Da Stelle genau an einem Windwchsel war ging uns etwas der Schwung aus. Ich hatte das vorher schon bei einer großen Segelyacht beobachtet, der folgte allerdings kein Ausflugsschiff. Wir konnten uns gerade noch hinter einer Spiere verstecken und dann schob sich das Ungetüm auch schon vorbei.
Da an der Engstelle viele Klamotten (Felsen) bis an die Oberfläche reichten war mir hier mehr als mulmig hier aus dem Fahrwasser zu segeln. Kurz danach war alles überstanden, doch war das eben eine rote Spiere? Und Wums bekamen wir einen Schlag von unten. Im Eifer des Gefechtes hatten wir das Navi aus den Augen gelassen und sind in einen Bereich von 1,20 m Wassertiefe geraten. Der Tiefgang der Miona beträgt auch 1,20 m, es war also nicht so schlimm reichte aber um mir die Farbe aus dem Gesicht zu vertreiben.
Wir wollten in Härsö halten und am nächsten Tag weiter nach Sandhamn. Doch mittlerweile hatte der Wind gedreht und weiter aufgefrischt wir mussten als kreuzen. Um nicht wieder auf einen Stein zu Donnern wichen wir dieses Mal großzügig aus un dabei haben wir die Abzweigung zu unserem Zwischenstopp verpasst.
Also ging’s weiter Richtung Sandhamn. Das bedeutete, der Tötn ging länger. Wir hatten noch eine wunderschöne Passage mit raumen Wind auch ging es mit 5 kn nach Lee, die Geschwindigkeit konnten wir zwar ablesen, jedoch glauben konnten wir es nicht. Wenn wir mal „nur“ 4 kn fuhren meinten wir schon wir stehen.
Doch nach einiger Zeit wurde das Wasser offener und der Wind wurde erst zum halben Wind un späterkonnten wir nur noch Am Wind segeln. Das bedeutet Kreuzen, Kreuzen, Kreuzen. Das mussten wir vorher auch aber dort konnten wir bequem von Raumschots nach Raumschots halsen.
Nun hieß es das Boot durch den Wind drehen un jedes Mal wieder in extremer Schräglage durchs Wasser schießen.
Das Navi zeigte nun die Meldung „Batterie schwach“ … Ups da haben wir uns von der Batterieanzeige einen Streich spielen lassen.
Nach sieben Stunden an der Pinne war ich dann recht durchgefrohren und konnte beruhigt an Alex übergeben.
Da unsere Route der einzige Zugang zum Meer für große Schiffe ist, war es klar, dass früher oder später so ein Pott hinter uns auftauchen würde.
Zum Glück konnten wir uns eng an die Felsen drücken und das Monster durch lassen. Zwischendurch kam ein großes und sehr breites Stück, vermutlich breiter als der Bodensee lang ist. Dort orientierten wir uns an den Seezeichen und blieben im Fahwasser. Es folgten noch 4 h kalte Stunden vorallem mit Kreuzen. Immer voll im Wind bei 4 Bf kühlt man auch bei 25 Grad aus. Um 20:00 kamen wir dann abgekämpft und müde nach 36 sm in Sandhamn an. Das Navi hatte uns trotz abschalten und Stom sparen am Schluss ganz verlassen. Aber die Navigation mit der Seekarte hat ganz gut geklappt. Da traut man sich auch nicht so nah an die Klamotten ran! Endlich der Hafen von Sandhamn. Die Temperatur war auf 16 Grad gesunken und der Wind tat sein übriges. Aber schon nach dem Anlegeschluck waren wir wieder unter den Lebenden.

Sandhamn auf Sandö ist schon einen Abstecher wert. Im Hafen könnte man es noch als das St. Moritz des Segelns beschreiben, aber der Ort, bzw. die ganze Insel ist so idyllisch uns so liebenswert, dass man gar nicht mehr weg möchte.

Doch dazu später mehr.

Ahoi und schöne Grüße vom

Segelmichel

Wasamuseum

Der Besuch in diesem Museum ist ein absolutes Muss für jeden Segler.

Diese Größe, diese Masse, einfach überwältigend. Wenn man bedenkt, dass dieses Schiff um 1600 gebaut wurde. Echte Schiffsbaukunst. Das Schiff sollte alle Welt beeindrucken, kenterte jedoch bei seiner Junfernfahrt und sank direkt im Stockholmer Hafen. Dort lag es bis man es 333 Jahre später entdeckte und hob. Über viele Jahre wurde es konserviert und restauriert.

Auf Befehl des Königs wurden weitere Kanonendecks auf das Schiff gebaut. Der König hatte in Physik nicht ganz so gut aufgepasst. Der Schwehrpunkt war durch diese Massnahme viel zu hoch geraten. Die Wasa krängte und duch die Kanonenöffnungen drang Wasser. Das Schiff ging unter und riss noch ein paar arme Seelen mit in die Tiefe, die unter Kanonenlafetten eingeklemmt waren.

Die Gebeine dieser Menschen sind auch im Museum ausgestellt. Die Gesichter wurden rekonstruiert und man kann diesen Menschen buchstäblich in die Augen schauen. Das ist fast ein wenig gruselig …
Die Kleidung, Segel und viele Altagsgegenstände wurden gefunden und sind auch ausgestellt.

Ahoi und schöne Grüße vom

Segelmichel

Von Vaxholm nach Stockholm

Unser zweiter Segeltag führte uns weg vom netten Vaxholm durch engere Fahrwasser in Richtung Süden und dann weiter nach Westen. Mit sanften achterlichen Winden zogen wir unsere Spur vorbei an versteckten Prachtvillen, an Häusern die an die Villa Kunterbunt erinnern. So ziemlich jedes dieser Grundstücke hätte ich genommen. Die Mischung aus solidem, durch Gletscher abgeschmirgeltem und abgerundeten Fels und das satte Grün zieht einen schnell in seinen Bann.

Doch im verauf der Fahrt mischt sich immer mehr Industrie und gewerblich genutztes in die immmer noch malerische Szenerie. Wir nähern uns Stockholm. Bis jetzt haben wir höchstens eine Wende und eine Halse gemacht. Der Wind meint es (noch) sehr gut mit uns.
Die Miona ist ein wenig Luvgierieg und Sandro wird immer wieder ein wenig nachlässig an der Pinne, manchmals spielt der Wind einem aber auch einen Streich, wenn man im Lee von größeren Inseln oder hohen Bäumen erst keinen, dann Wind von vorne und dann wieder von hinten hat.

Es ging aber sehr lange mit keinen oder wenigen Manöver so dahin. Bis … Ja bis wir in den Wasahamn, gleich in Sichtweite des Wasmuseums einlaufen wollten. Den Wind, der spürbar aufgefrischt hatte wurde durch die Düsenwirkung noch verstärkt und kam nun genau aus der Richtung in die wir wollten. Wir schossen mittlerweile mit bis zu 6,5 Knoten durchs Wasser und schoben immer wieder soviel Lage, dass sich unter Deck alles auf dem Boden versammelte was nicht wirklich festgezurrt oder sauber verstaut war. Bei jeder Wende klapperte und polterte es. Aber darum konnten wir uns nicht kümmern, denn wir hatten alle Hände voll zu tun. Unsere spektakuläre Fahrt nötigte bei einigen Seglern und Motorbootfahrern wohl anerkennenden Respekt ab, denn der eine oder andere Daumen zeigte nach oben, als wir mit Lage und voll auf der gegenüberliegenden Ducht abgestützt an ihnen vorbei zogen.

Wir holten sehr weit aus um uns in einer letzen Hundekurve in den Bereich des Hafens rein zu mogeln. Eigentlich müssten wir längst Reffen, der Druck auf die Segel wurde immer stärker. Die Fahrgastschiffe, die auch alle durch diese Engstelle mussten ließen uns geduldig kreuzen obwohl sie eigentlich Vorfahrt hatten. In das Knattern der Segel hatte sich nun auch das Kreischen der Jugendlichen aus dem Freizeitpark, der nur aus furchterregenden Fahrgeschäften zu bestehen schien, gemischt. Irgend wie haben wir die Dame, die hier einen Flamenco aufs Wasser gelegt hat, dann in den Wind gedreht und holten eilig die Segel ein. Wieder fehlte uns eine Hand, denn die Pinne in der Hand, Position und Richtung kontrollierend, konnte ich Alex kaum beim bergen des Groß helfen. Immer wenn ich kurz die Pinne los ließ um das Großsegel zu bändigen, drückte uns der Wind in Richtung der alten Dampfer, die hier als schwimmende Bar oder Cafe ihr Dasein fristen. Also Motor an und schnell Kehrt-Marsch in den geschützteren Hafen. Der Seitenwind foppte uns ein wenig, doch dann hatten wir endlich in einer ruhigen Box festgemacht und konnten uns das redlich verdiente Hafen- bzw. Anlegebier gönnen.
Die Gebühr für diesen wirlich zentral gelegenen Segelhafen beträgt 250 SEK plus 50 Kronen für Landstrom. Aber den brauchen wir um Navi, Telefone und sonstige Akkus zu laden.
Nach einer kleinen Kunstpause machten wir dann einen Abstecher ins Wasamuseum und danach einen kleinen Spatziergang ins Zentrum.

Ahoi und schöne Grüße vom

Segelmichel

Von Åkersberga nach Waxholm N 59°24’2″ E 018°21’1″

Gestern um 10:10 legten wir ab um uns bis Waxholm durchzukämpfen. Je nach Wind hatten wir auch schon eine Alternative. Doch der Wind hielt sich an die Vorhersage und blies vom NW ziemlich geichmäßig mit ca. 3 bf. So konnten wir den ersten Teil sehr entspannt Raumschots oder mit halbem Wind unserem Kurs folgen. Zwischen den Inseln gab es manchmal abgeschattete Lee-Fallen oder auch Düsen mit gefühlten 5 bg bei denen sich der Wind etwas Zickick gab. Wir waren dennoch überrascht als wir schon die mächtige Festung Waxholm zwischen den Inseln auftauchen sahen.
Aus den berechneten 6,6 sm wurden dann doch 10,6 gesegelte sm die zum Teil mit mehr als 5 kn gesegelt werden konnten. Beim Aufkreuzen hatten wir den Eindruck bald abzuheben, bei den Raumschotkursen, mit anähernd der selben Geschwindigkeit war es sanft und gemütlich.

Schließlich konnten wir uns direkt vor Waxholms Kastell durch Fährschiffe und Ausflugsboote in die Einfahrt des Gasthafens schlängeln. Entgegen dem Hafenführer ein netter und Nachts ausgesprochen ruhiger Hafen.

Den Nachmittag über erkundeten wir die Festung, die noch aus der Zeit von Gustav Wasa stammt und von Schwedens bewegter Geschichte Zeugnis ablegt und machten einen Bummel durch das nette Örtchen. Der Gasthafen ist ganz neu angelegt und die sanitären Anlagen sind sehr sauber. Für 100 Kronen die Nacht ok. In der Hochsaison schlagen jedoch 200 SKR zu buche. Wenn Fährschiffe nachts vor der Hafeneinfahrt vorbeifahren wird man vom Schwell langsam in den Schlaf gewiegt.

Ahoi und schöne Grüße vom

Segelmichel

Und sie bewegt sich doch

Gestern haben wir die erste Ausfahrt mit der Lady gewagt. Nach einem ausgiebigen und kräftigen Frühstück

wagten wir es dann.
Segelgarerobe probeweise mal angelegt und im sicheren Åkerskanal an der Anlegestelle mal hochgezogen und begutachtet. Dann alles wieder runter. Den Motor an, die Leinen los, doch in welcher Reihenfolge? Egal am Ende müssen ja alle weg sein 😉 .
Also Motor einkuppeln und rum mit dem Heck. Doch nichts geschieht. Etwas mehr Gas, ok sie bewegt sich doch. Die alte Dame bringt ein Gewicht von 2000 kg auf die Wage. Der Kiel ist lang und das gesamte Unterwasserschiff ist sehr schmal. Das bedeutet einfach so aufstoppen ist nicht so ohne weiteres möglich. Man muss das Manöver sehr langsam fahren, denn die drei PS vom kleinen Yamaha Kaffequirl, man könnte ihn mit einem Milchaufschäumer vergleichen, können der Lady, wenn Sie in Fahrt kommt kaum mehr etwas entgegen setzten.
Also nicht nur langsam, sondern auch vorrausschauend fahren. Das ist hier wirklich nötig.
Nach einem blitzsauberen Ablegemanöver schiebt uns der Milchaufschäumer langsam durch den Kanal in Richtung offenes Wasser. An einer breiteren Stelle drehen wir uns kurz in den Wind und ziehen erst die Fock und dann das Groß nach oben. Vorsichtshalber haben wir für die verschiedenen Windalternativen gleich mehrere Routen geplant und ins Navi geladen. Doch erst heißt es Manöver üben, schließlich muss sich die Dame erst noch an uns gewöhnen.
Nach ein paar Wenden und Halsen wollen wir eigentlich weiter, jedoch schläft dann der Wind ein und steht uns dann noch genau auf der Nase. Also Kreuzen und Halsen wir mit abenteuerlichen 0.5 bis 1 kn weiter und entscheiden dann im Åkerskanal auch das Anlegemanöver zu üben. Denn mit diesem Wind kommen wir nicht vor 22:00 nach Vaxholm. Und das ist nur wenige Seemeilen entfernt.
Wenn mein segelnder Waldarbeiter mal früher aufstehen würde, dann könnten wir auch bei wenig Wind diese Strecke schaffen :-). Aber wir haben ja noch Zeit also gehn wir es ruhig gemütlich an. Nach einem butterweichen Anlegemanöver un einiger Konfusion bezüglich der Muringleinen und Festmacher liegt unsere Miona wieder an ihrem Stammplatz. Der Åkerskanal gleicht einem Spiegel und man hört nur noch ein paar Möven die sich zuzurufen scheinen „kuck mal, die sind schon wieder da“.
Nach einer wohlig warmen Dusche kehren die Lebensgeister auch wieder zurück. Es war nicht die erste an diesem Tag, die anderen gab es auf dem Boot und die waren etwas kälter.
Nach einer Portion Pasta mit grünem Pesto à la Genovese war unser erster Segeltag dann auch schon vorbei. Alex war froh, dass wir alles nochmals in Ruhe üben konnten und ich war froh, dass wir alles vergessene am Montag noch kaufen können. Vorallem das Mückenmittel …

Ahoi und schöne Grüße vom

Segelmichel

Daten zum Boot

Miona, ein klassisches Folkeboot, Baujahr 65 (wie ich :-p)

Länge: 7,64m
Breite: 2,20m
Tiefgang: 1.20m
Mast: 11,5 m
Verdrängung: 2000 kg
Segelfläche: 24 qm (Groß: 17 qm, Fock: 7 qm)
Außenborder: 3 PS Yamaha Malta

Ahoi und schöne Grüße vom

Segelmichel